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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0223
Besprechungen

Akten mit Berichten aus dem ganzen Land sich für eine detaillierte Auswertung geradezu
anbietet und obgleich der Aufstand des Armen Konrad zum Grundwissen
württembergischer Geschichte gehört, hat es - was eher verwundert - bisher an einer
umfassenden wissenschaftlichen Arbeit gefehlt.

Diese Lücke schließt nun Andreas Schmauder mit seiner Dissertation, die unter
der Betreuung von Sönke Lorenz am Institut für Geschichtliche Landeskunde in
Tübingen entstanden ist. In wohltuender Weise betrachtet Schmauder den Armen
Konrad nicht nur rückblickend vom Tübinger Vertrag aus, sondern - wie schon
der Untertitel seiner Arbeit ankündigt - im Kontext des Territorialisierungs-
prozesses in Württemberg und im Rahmen der aktuellen Forschung zum bäuerlichen
und städtischen Widerstand im Alten Reich, wie sie sich seit den siebziger
Jahren etabliert hat. Seine Studie reiht sich damit ein in eine Vielzahl von Untersuchungen
, deren vergleichende Analyse zum Thema noch aussteht und natürlich
auch von Schmauder nicht geleistet werden konnte.

Wie der Aufstand des Armen Konrad als markantes Beispiel für Widerstand im
Alten Reich einzuordnen ist, das weiß man nun aber dank Schmauder sehr genau.
In ebenfalls wohltuender Weise hat er in seiner Darstellung die Erörterung methodisch
-theoretischer Ansätze nicht allzu weit getrieben, sondern sich nach einer
konzisen Einleitung zum Forschungsstand, zu seinem Forschungsvorhaben und zu
den Quellen sehr bald den letzteren zugewandt, um sie problembewußt und präzise
auszuwerten. Die Arbeit ist insgesamt überschaubar geblieben, klar und plausibel
strukturiert, vom Stil her sachlich und schnörkellos geschrieben. Sie bietet zunächst
in einer Art Gesamtschau die territorialgeschichtiche Ausgangslage; das Kapitel hat
die Überschrift Politische, wirtschaftliche, rechtliche und soziale Ausgangssituation
für den Widerstand: Das Herzogtum Württemberg an der Wende zum 16. Jahrhundert
. Im nächsten Schritt wendet sich Schmauder der Aufstandsbewegung zu: Offener
Austrag des poltisch-sozialen Konflikts: Der Arme Konrad im Widerstand gegen
die Obrigkeit. Danach analysiert er die Ursachen für den Widerstand. - Die Landtage
in Tübingen und Stuttgart: Formen der Konfliktregulierung im Herzogtum
Württemberg, sodann Huldigung und Huldigungsverweigerung und schließlich
Unterdrückung und Beendigung des Widerstands durch Herzog und Ehrbarkeit
sind die Titel der folgenden Abschnitte, in denen Schmauder - der Chronologie der
Abläufe folgend - in geschickter Weise die Rekonstruktion eben dieser Abläufe mit
strukturgeschichtlichen Fragestellungen verbindet. Im letzten Kapitel analysiert er
die Ergebnisse und Folgen des Konflikts: Kodifizierung des Erreichten durch den
Territorialstaat, bevor er wiederum äußerst konzise seine Ergebnisse zusammenfaßt
. Bemerkenswert an diesen ist insbesondere, daß Schmauder im Gegensatz zur
bisherigen Sichtweise den Aufstand des Armen Konrad keineswegs als Widerstandsbewegung
im bäuerlichen und kleinstädtischen Milieu Württembergs deutet,
die spontan anläßlich einer Steuererhöhung entstanden ist, sondern als Ausdruck
eines seit längerer Zeit sich zuspitzenden innenpolitischen Konflikts. Und die treibende
Kraft dabei war ein „überständisch und überterritorial agierender und organisierter
Geheimbund, der längerfristig eine Massenbewegung vorbereitete, deren
Ziel der Sturz der bestehenden Herrschafts- und Gesellschaftsordnung war"
(S. 284). Dies rückt den Armen Konrad für die Geschichte des Alten Reiches in ganz

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