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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0022
Alfred Stroppel

den sterbenden Joseph Stroppel verwandt, geschädiget und geschlagen dort wo man
hinauf nacher besagten Vilsingen kommt (höchst wahrscheinlich am Buzenwald auf
dem Weg von Inzigkofen nach Vilsingen). Er starb in der darauffolgenden Nacht. Der
Forstknecht hatte auch die Aufgabe, die geflohenen Täter zu suchen. Dieser Straftat
ging das Anschlagen von Famoßschriften voraus, was ebenfalls den Amtsprotokollen
zu entnehmen ist. Das sind Schmähschriften, die sich meist gegen die bestehende
Ordnung, also oft gegen Obrigkeit und Kirche, wandten.

Der Vater des Joseph Stroppel war der 1612 in Dietfurt geborene Bauernsohn
Hannß Stroppel, der Anfang der 60er Jahre des 17. Jahrhunderts einen Bauernhof
im Unterdorf in Vilsingen, einen Erblehenhof des Hauses Fürstenberg, gekauft hatte
, höchst wahrscheinlich den Hof Nr. 53 (siehe späteren Plan) und zwar mit dem
Geld, das er von seinem 1660 verstorbenen Vater und Erblehenhofbauern Georg
Stroppel von Dietfurt geerbt hatte31. Von diesem Zeitpunkt an hieß er bei den Vil-
singern der neue Bauer. Er war vorher Küfer gewesen und mit großer Wahrscheinlichkeit
bis zum Kauf des Hofes mit seiner Familie außerhalb von Vilsingen seßhaft.
So zogen nun Hannß Stroppel mit seiner Frau Catharina Flößin und seinen drei
Kindern (neben Joseph waren noch zwei weitere vorhanden: Christina und Hanß
Christoph) mehr oder weniger als „Fremde" in Vilsingen ein. Sie übernahmen dabei
einen Bauernhof, der höchst wahrscheinlich mehr als 100 Jahre lang ein Erblehenhof
der alteingesessenen Vilsinger Familie Herbst war (wahrscheinlich Hof H 7
oder H 8 in späterer Tabelle), die ihn aber aus welchen Gründen auch immer im
Laufe des Dreißigjährigen Krieges nicht weiterführen konnte. Das führte zum Streit
zwischen den Herbst-Familien am Ort und der Familie des neuen Bauern Hannß
Stroppel.

Dieser Streit eskalierte, bis im Jahre 1667 die erwähnten Famoßschriften erschienen
, deren Hauptinhalt sicher ursächlich nichts mit dem Streit der beiden Familien
Stroppel und Herbst zu tun hatte. Der Familienstreit spielte nur am Rande eine Rolle
. Um was es bei den Famoßschriften wirklich ging, kann man den Prozeßunterlagen
nicht entnehmen. Es muß etwas „Politisches" gewesen sein, denn daran waren auch
andere Vilsinger beteiligt, was aus den Prozeßakten32 hervorgeht. Auf Grund der verhängten
Strafen kann man folgern, daß der Haupträdelsführer bei den Famoßschriften
der Schmid Hannß Kaab war, der zum Zeitpunkt des Prozesses auf der Flucht
war. Die offensichtliche Feindschaft zwischen den beiden Familien wurde jedoch
hierdurch weiter vertieft, bis sie am Abend des 12. April 1667 zu diesem schrecklichen
Vorfall als Ergebnis einer Schlägerei zwischen sechs jungen Leuten führte, von denen
fünf aus Vilsingen und einer vom Nickhof stammten. Es waren Altersgenossen im
Alter von 20 bis 28 Jahren, die gemeinsam den Markt in Sigmaringen besucht bzw.
sich dort getroffen hatten. Beteiligt waren an diesem Streit auf der einen Seite: der
ahgeleibte Joseph Stroppel, sein Vetter Martin Stroppel vom Nickhof, der auch bei

31 Ho 171, Amtsprotokolle der Herrschaft Jungnau, Alt. Bestand, Nachtrag B, Nr. 19, Paket 8,
gelb. Bd., 1659, fol 5, Staatsarchiv Sigmaringen.

32 Ho 80a-143, Sigmaringer Amtsprotokolle, Bd. 23, fol. 86v, 86r, 87v, Staatsarchiv Sigmaringen
.

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