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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0027
Vilsingen und seine Einwohner vor mehr als 300 Jahren

südlich von Vilsingen. Zu ihm gehörten die Flurstüke Oschle, auf dem Sonderhardt,
Zeinsenaker, am Egelsee, im oberen Lengenfeldt, am Heldle, an der Aichgassen, am
Cappelen Waasen u.a. Von diesem Osch ist eine große Karte von 1731 im Gemeindearchiv
Vilsingen44 erhalten.

Wie schon erwähnt, war Caspar Stroppel im Laimen-Ösch gerade auf dem Weg
von Inzigkofen nach Vilsingen, mitten zwischen den erntereifen Dinkelfeldern.
Schaute er in südlicher Richtung konnte er die alte „Post-, Wein- und Salzstraße"
sehen, die heutige Kreisstraße 313, die damals, wie Zingeler schreibt45, mehr die
Eigenschaften eines Feldweges als einer Landstraße besaß. Sie liegt in wesentlichen
Teilen auf einer alten Römerstraße. Wenn man einmal unterstellt, daß es Erntezeit war
(Juli/August), als Caspar Stroppel über den Laimen Osch nach Vilsingen lief, so
konnte er alle Vilsinger Bauern mit ihren Frauen und Kindern dort antreffen. Jeder
Vilsinger Bauer hatte in den drei genannten Oschen Flurstücke, also auch im Laimen
Osch. Und wenn in diesem Jahr auf dem Laimen Osch Dinkel angebaut wurde, so
mußten alle Vilsinger Bauern entsprechend dem „Flurzwang" zur gleichen Zeit ihren
Dinkel ernten. Und die Erntearbeit war schwerste Handarbeit, da das Getreide von
Hand gemäht werden mußte (in Vilsingen mit dem „Habergeschirr"), und die Garben
von Hand zusammengelegt (mit der „Antraggabel"), gebunden und in Hocken
aufgestellt werden mußten, um später, wenn das Getreide trocken war, auf ein Fuhrwerk
geladen (mit der „zweizinkigen Garbengabel") und nach Hause gefahren zu
werden. So konnte Caspar nahezu alle 16 Vilsinger Vollbauern mit ihren Frauen und
Kindern und mit den Taglöhnern und Söldnern auf dem Laimen Osch antreffen. Viele
davon sind auf Grund vorliegender Urkunden namentlich bekannt, beispielsweise die
Bauern Enderle, Scheffoldt, Diem, Stroppel, Schmellenmayer, Kleiner, Booß, Schaz.

Auch sah er ein Fuhrwerk, das dem Gutensteiner Pfarrer Balthasar Biecheler
gehörte, auf das einige Vilsinger Taglöhner Garben aufluden. Es waren die sogenannten
Zehntgänger oder Zehntknechte - in Vilsingen waren es vier -, die im Auftrag des
Gutensteiner Pfarrers jede zehnte Garbe aufluden, um sie dann später in die Vilsinger
Zehntscheuer, die in der Nähe der Kirche stand, zu bringen. Im übrigen gab die
Erhebung des Zehnten häufig Veranlassung zu Streit und Zank. So durften die Garben
in der Regel erst dann vom Feld gefahren werden, wenn der Zehntgänger oder
Zehntknecht selbst die zehnte Garbe ausgesondert hatte. Bald war die zehnte Garbe
nicht groß genug, dann war minderwertiges Getreide oder zuviel Unkraut beigegeben
. Vielleicht zog ein Gewitter auf, der Bauer konnte aber die Garben nicht einfahren
, weil noch nicht „gezehntet" war. Die Garben, vom Gewitterregen durchnäßt,
mußten wieder von neuem zum Trocknen auseinander genommen und das Getreide
ausgebreitet werden. So blieb die Frucht weitere Tage auf dem Feld liegen, nur weil der
Zehntknecht nicht rechtzeitig seines Amtes gewaltet hatte. Wieviel Ärger und Verdruß
, Mehrarbeit und Ernteverluste die Erhebung des Zehnten in Naturalien für den
Bauern brachte, kann man sich heute kaum mehr vorstellen46.

44 Diese Karte wurde vor einiger Zeit restauriert und liegt derzeit im Kreisarchiv Sigmaringen.

45 K. Th. Zingeler: Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern. In: Mittheilungen
des Vereins für Geschichte & Alterthumskunde, 27 (1893/94) S. 69 ff.

46 M. Schaitel: Vor 100 Jahren, Ablösung des Zehnten in Hohenzollern. In: Hohenzolleri-
sche Heimat 10 (1960). 33-34.

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