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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0041
Vilsingen und seine Einwohner vor mehr als 300 Jahren

produzierten nun die Vilsinger Salpeterer den Salpeter? Da dieses Verfahren heute
nahezu in Vergessenheit geraten ist, soll aus einem alten Buch100 aus dem Jahre 1780
zitiert werden. Hier steht unter der Uberschrift Salpetersiederey folgendes: Die vorteilhafte
Gewinnung besteht darin, daß man aus den mit faulbaren Dingen vermischten
Erden pyramidenförmige lockere Haufen anlegt, solche mit Urin oder Mistjauche
mäßig feucht erhält, von Zeit zu Zeit durcharbeitet, und auf eine neue Stelle
verlegt. Zu den Salpeterhaufen schicken sich Moorerde, Schlamm, Gassenkoth,
Schutt, Kalk, Asche, Mist, Urin und andere Abfälle von Thieren und Pflanzen. Wenn
die Erde genugsam geschwängert ist, wird sie ausgelaugt. Man füllet Bottiche voll mit
Salpetererde, die man mit weichem Wasser begießt. Nach einiger Zeit öffnet man den
Hahn über dem Boden und läßt die Lauge in die unter den Bottichen angebrachten
Sumpfe tröpfeln, woher sie so oft durch neue Erde gelassen wird, bis sie genug gesättigt
ist. Die Lauge wird in einem über einen Ofen eingemauerten kupfernen Kessel
allmählich eingedampft. Nach der Crystallisation läßt man das Salpetersalz trocknen,
in kalten Wasser abwaschen, und wiederum abtrocknen. In Vilsingen erfolgte die
Gewinnung von Salpeter wie in anderen Ortschaften101 im wesentlichen durch Abgraben
von Stallböden und deren Auslaugen.

Und nun zu den Erzgräbern. In Vilsingen und in anderen Ortschaften der Umgebung
, zum Beispiel bei Inneringen102, lag und liegt noch heute Eisenerz buchstäblich
auf den Feldern oder im Boden versteckt. Man braucht es nur aufzuheben bzw.
danach zu graben. Es ist das sogenannte Bohnerz. Es sind bohnengroße bis faustgroße
Eisenerzstücke, die etwa 33 % Eisen enthalten. Das wußten auch unsere Vorfahren
vor mehr als 300 Jahren und sie wußten auch, daß man schon seit vielen hundert
Jahren daraus Eisen herstellte, das man dringend für die verschiedensten
Gebrauchsgegenstände brauchte. Und ganz in der Nähe in Thiergarten und in Lau-
cherthal standen Eisenschmelzwerke, die dieses Bohnerz verarbeiteten. Und so
beschäftigten sich auch einige Vilsinger mit der Bohnerzgewinnung. Jung und Alt
waren daran beteiligt. Meist waren es ärmere Leute, die auf dem Feld die Bohnerz -
stücke auflasen oder mit Hacken und Schaufeln danach gruben. Hatte man eine
Bohnerzader gefunden, so wurde eine Grube gegraben und die bohnerzhaltige Erde
mit besonderen Einrichtungen herausgefördert. So entstanden Erzgruben von 10 bis
20 m Tiefe, die manchen Erzgräber verschüttet und erdrückt haben. Das gewaschene
Erz wurde dann mit Fuhrwerken nach Thiergarten gefahren.

18. DANK

Mit diesem Aufsatz habe ich versucht, das Dorf Vilsingen und seine Einwohner vor
mehr als 300 Jahren anhand von zeitnahen Urkunden zu beschreiben. Dieser Ort war

100 Johann Beckmann: Anleitung zur Technologie oder zur Kentniß der Handwerke, Fabriken
und Manufacturen. Göttingen 1780. Salpetersiederey S. 371 ff.

101 Hans Peter Hauler: Das Salpetergraben in der Herrschaft Dürmentingen und Streit
darüber in Altheim. In: Hohenzollerische Heimat 51 (2001) S. 28 f.

102 L. Stauss: Die Bohnerzgewinnung in Inneringen. In: Hohenzollerische Heimat 1 (1951) S. 24.

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