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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0044
Hans Albrecht Oehler

das für einen Prämonstratenser gehört, das dreibändige Werk eröffnet. Von dem guten
Dutzend Predigten der zwei ersten Bände sind also fast ein Viertel Hohenzollern-
Reden.

1. DIE ST. ANNA-PREDIGT IN HAIGERLOCH. 26. JULI 1757.

Fürst Joseph Friedrich brachte die wichtigsten Jahre seiner Regentschaft in Haigerloch
zu, das seinem Hause als Allodialgut gehörte, und das er so nicht von Habsburgs
Gnaden zu Lehen hatte, wie Sigmaringen. Er war 55 Jahre alt, als Sebastian Sailer seine
Weihe-Rede für seine schönste Kirchenstiftung, die Haigerlocher St.Anna-Kirche,
hielt.

Daß der regierende Fürst sich in jenen Jahren Sorgen um den Fortbestand seiner
Familie machte, kann man verstehen. Der Erbprinz entsprach in seinen Neigungen
und seiner Haltung nicht den Vorstellungen des Vaters vom rechten christlichen
Fürsten. Schon zu seinem zwanzigsten Geburtstag hatte der Fürst dem Sohn und
Nachfolger in einem langen Briefe, einer Art persönlichem Testament, ins Gewissen
geredet: Vor allem liebe, und förchte Gott, dem zugeschweigen, das dich dein alleinig
seeligmachender Glaube dahin anhaltet. Der Sohn müsse sich an den deutschen Satz
halten, das man ohne glauben kein Mensch seye anstatt die französische Devise zu
übernehmen, quon peut etre Honet Home sans Religion. Es solle ein gantzer Mann
aus ihm werden, damit nicht einmal die Welt von ihm sage er sei ein guter Musicus, in
andteren Sachen aber ein schwacher kleiner Herr1. (Man hört in Gedanken den anderen
Hohenzollern, den protestantischen preußischen Soldatenkönig zu seinem Sohne
sprechen). Wiewohlen dise meine schrüftliche Verfassung kurtz, und gering, so enthaltet
sie doch meines Erachtens so viel in sich, daß ich hoffe, du werdest solche nit
auf die Seitten legen ... nach meinem Todt aber dich als ein getreues Kindt jedtesmahl
darbey desjenigen erinnern, von deme du nach Gott das leben bekommen.

Zur Sorge mit dem Sohn kam die Sorge um die Enkelgeneration. Der Erbprinz war
seit 1749 verheiratet. Seine Gattin schenkte ihm Jahr um Jahr einen Sohn, aber keiner
wurde älter als ein Jahr. Dem vierten gab man nicht mehr einen der Namen aus dem
eigenen Stamm, sondern nannte ihn nach dem heiligen Fidelis, so als könne man ihm
damit dessen besonderen Schutz angedeihen lassen. Der kleine Fidelis war jedenfalls
noch am Leben, als Großvater Joseph Friedrichs wichtigste Stiftung, die Haigerlocher
St. Anna-Wallfahrtskirche aufgerichtet wurde. Als Sebastian Sailer seine
Kirchweihrede hielt, war das Kind gestorben, und auch der fünfte Sohn, Joachim, war
ihm im Tode gefolgt.

Sailers Haigerlocher Rede auf St. Anna wurde auf Hohen Befehl in Druck gegeben
und erschien in einem großformatigen Band in Rottweil unter dem aufwendigen Titel

3 Johannes Maier: Ein bedeutender Brief des Fürsten Josef Friedrich. In: Hohenzollerische
Heimat. 4 (1958) S. 59 f.

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