Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0049
Sebastian Sailer und Hohenzollern

Den alten Fürsten lähmte in den kommenden Jahren zunehmend sein Podagra, und
auch die Beziehungen zwischen Sigmaringen und Dieterskirch gingen ihrem Ende zu.

Am 30. Juni 1761 vermerkt das Ausgabenbuch des Pfarrers unter der Rubrik
„Wein" noch 2 Gulden und 2 Kreuzer für „Gäste aus Sigmaringen".

Der Fürst schenkte Sailer als Ehrengabe eine silberne Teekanne17. Am 24. September
1761 leistete sich Sailer „1 Vierling Tee" zu 56 Kreuzer, um das Geschenk zu erproben
. Doch er ist dann lieber zu seinem gewohnten Wein zurückgekehrt.

3. DIE AUGUSTINUS-PREDIGT IN INZIGKOFEN. 28. AUGUST 1762.

Im kommenden Jahr führte ihn wohl eine letzte Predigtreise nach Hohenzollern. Am
Fest des Ordensheiligen, am 28. August 1762, hielt er in dem hochadelichen und
berühmten Kloster der Canonissinnen oder Chorfrauen des heiligen Augustinus zu
Inz\\g\kofen in Schwaben seine Lobrede auf den heiligen Kirchenlehrer, Bischof von
Hippon in Africa, auch Ordensstifter, und vieler anderer Regelvater Augustinus1*.

Als Predigttext wählte Pater Sebastian das Schriftwort: Gott! Lehre mich die Güte,
die Zucht und die Wissenschaft. Psalm 118,66. Er liebte Predigttexte, die die klassische
Dreiteilung schon vorgaben, wie hier:

Die in Augustino dem Lernenden von

GOtt dem Lehrenden verbesserten Seelenkräfte

I. Der verbesserte Wille.

II. Das gezüchtigte Gedächtniß.

III. Der aufgeheiterte Verstand.

Aber zuvor widmete er im Eingang zur Predigt, da ja nun vom Lehren die Rede
war, den Gelehrten, zu denen er sich mit allem Recht auch selbst zählen durfte, die
folgende Würdigung:

Gelehrte fallen ohnehin nicht von dem Himmel, wie die Schneeflocken; und wachsen
die Lorberblätter niemand mit den Haaren auf dem Haupte. Das Hirn ist nicht
sogleich eine Herberge der Wissenschaften, da es von der Natur in die Kopfschale eingelegt
wird; und kann man von einer neugewachsenen Zunge nicht so bald eine Lehre
hoffen. Lange Uebung, strenges Wachen, und arbeitsamer Flaiß bringen beyde dahin,
wo man Gelehrtheit sucht, und auch findet. Die Wissenschaften beziehen das erste
ganz sachte, und dieser muß ein langes Stillschweigen gebothen seyn, bis sie nach dem
Thone der Gelehrten sprechen darf. Durch wie viele Schulen muß man gehen, und wie
vielen Staub hat man einzuschlucken, bis man sich in der Reihe der Gelehrten zu stehen
getraut? ... Alles dieses ist wahr, und wird ja niemend auf der Kanzel als ein Lehrer
gesehen, der nicht bevor eine geraume Zeit unter den Lehrlingen gesessen ist19.

17 Eduard Vogt: P. Sebastian Sailer als Pfarrer in Dieterskirch. Deutsches Volksblatt 1877.
S. 239.

18 Sailer (wie Anm. 10) S. 77-144.

19 Ebd. S. 407 f.

35


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0049