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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0050
Hans Albrecht (Dehler

In seiner Predigt führte Sailer aus, wie Augustins christliche Mutter Monica ihm in
der Wurzel den bösen Saft des väterlichen Geblüthes mit der zugegoßenen Milch der
Gottesfurcht zu verbessern10 sich mühte; und er unterschlug vor Nonnenohren nicht,
daß der junge Augustin ohne Beute aus dem Busche verruchter Gesellschaften nicht
anheimkam. Sein böser Wille gieng der verdorbenen Natur so meisterlich zur Hand,
daß er das Laster nicht nur wegen der Lust, sondern auch wegen dem Vorzuge in der
schändlichen Liebeskunst ausübte21.

Da Inzigkofen erst vor kurzem vom Visitator seiner lockeren Klosterzucht und
Handhabung der Klausur wegen zurechtgewiesen worden war, dürfen wir annehmen
, daß Sailer nicht tauben Ohren predigte.

Im „Beschluß" heißt es dann aber doch: Verzeiht mir von heiliger Gottesliebe
brennende Töchter Augustini! Daß ich den Verstand, das Gedächtniß, und den Willen
euers, und meines Vaters in ihren Ausschweifungen entworfen habe. Ich sagte
eben auch von ihren bessern ja besten Umständen. Ihr seyd glücklich, weil ihr der
Welt von euren hohen, und dichten Mauern entrissen seyd22.

Die Lobrede auf Augustinus folgt im ersten Band von Sebastian Sailers Geistlichen
Reden direkt auf die Sigmaringer Fidelis-Rede. Die beiden Hohenzollern-Predigten
bilden einen Angelpunkt der Sammlung, schließen den Band ab, und mit ihnen ist
auch das Lebenskapitel Sailers abgeschlossen, in dem er dem hohenzollerischen Fürstenhaus
so nahegestanden hatte.

4. DER NEUJAHRSWUNSCH FÜR DEN FÜRSTEN IN
OBERMARCHTAL. 28. JANUAR 1760.

Zur ernsten hohenzollerischen Predigt-Trilogie Sebastian Sailers gibt es aber noch ein
heiteres kleines Satyr-Spiel. Dafür müssen wir ins Jahr 1760 zurückgehen. Im Januar
hatte sich der Hohenzollern-Fürst Joseph Friedrich zu einem Besuch im Marchtaler
Stift angemeldet. Da mußte ihm natürlich etwas geboten werden. Für hochrangige
Gäste machte sich ein Theaterprogramm gut. Das Neujahrsfest lag erst wenige
Wochen zurück, und da war in Obermarchtal zu Ehren und zur Erheiterung des
Abtes ein Stück aufgeführt worden, das Sailersche Züge verrät, ein

Einfältig, doch aufrichtiger Neujahrswunsch
dem

Hochwürdigen, des hl.Rom.Reichs Prälaten
und
Herrn Herrn
Edmundo

des befreyten heil.Prämonstratenser=Ordens
Regierendem Abbten und Herrn

20 Ebd. S.416.

21 Ebd. S.421.

22 Ebd. S.481f.

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