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Hans Albrecht (Dehler
Die Passage mit den antikisierend aufgeputzten Glückwunsch-Formeln des Monsieur
politique kann der Festspiel-Reimer in der Adaption so gut wie wörtlich einem
französisierenden Offizier überlassen. Und war es dort der Bruder Einfalt, der der
Rhetorik nicht traute, so übernimmt diese Rolle hier der Artillerie-Unteroffizier, der
Stück-Knecht. Bruder Einfalt hatte die Glückwünsche der Bauern so kritisch gesehen
wie die des angemaßten Höflings. So hieß es ursprünglich in der Arie:
Bauren
Sind lauren.
Sie wünschen zwar gut und ersbriesliche Sachen,
doch, (wie es die Einfalt halt pflegt zu machen).
Sie wünschen, was ihnen nur selbsten gefällt.
Von Steuer und anlagen.
Von hagel Verschlagen
Ihr wünschen und Singen das maiste enthällt.
Das heißt: Die bäuerlichen Untertanen nutzten den Anlaß der Gratulationskur vor
allem, um auf ihre eigene Bedrängnis und auf ihre Notlage hinzuweisen und die klösterliche
Obrigkeit um Hilfe zu bitten. Bei der Truppe des Fürsten unterscheidet der
Schreiber zwischen der Ehrlichkeit der einfachen Soldaten und der Falschheit mindestens
des welschen Offiziers:
thaten
d'Solthaten
recht guett.
Für solch generalen
glaub ich daß Zumahlen
sie würden aufsetzen ihr Leben und Bluett.
bey Viel
officieren
nicht solches i(h)m schilt oft der glückhwunsch thuet
führen;
dan schmeichlende finessen,
ohn mögliche promessen
sind falsche Politess,
sind larifari gsbäß.
Während nun das Abt-Stück auf den Schlußchor zutrieb, wird im Fürsten-Stück
noch eine neue Figur eingeschoben: der Feldkaplan, der allerlei Skandalgeschichten
ausbreitet, die der Klostergesellschaft, vor allem aber dem Fürsten vertraut gewesen
sein müssen, und mit denen man sich offenbar auf Kosten Dritter wohlfeil amüsieren
konnte, vom Herrn von Besserer, der in den Bodensee gefallen und, schlimmer, von
Räubern überfallen worden war, und vom Laupheimer Juden Landau, von dem es
auch ein Bodenseeabenteuer zu berichten gäbe, von dem aber vor allem erzählt wird,
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