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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0126
Otto Werner

beschloß die Stadt, im Eugenienstift, dem damaligen Armenhaus und heutigen Fürstin
Eugenien-Altersheim, anstelle des Hausvaters Ordensfrauen mit der Führung des
Heims zu betrauen, und im Jahre 1863 wurde dieser Beschluß ausgeführt. Im Jahre
1862 übernahmen Barmherzige Schwestern im Pfründeospital die Führung des Hauswesens
anstelle des bisherigen Spitalmeisters. Bei der Errichtung der Speisenstalt im
Jahre 1898 waren sie von Anfang an dabei und zogen nach dem ersten Weltkrieg auch
ins Kinderhaus ein, wo bisher Wartefrauen117 ihres Amtes gewaltet hatten.

Alle diese Schwestern kamen aus dem Mutterhaus Straßburg, bis die deutschen
Schwestern 1918 von dort durch die Franzosen vertrieben in Heppenheim ein neues
Mutterhaus errichteten. Im Jahre 1901 wären beinahe auch Kreuz-Schwestern vom
Kloster Hegne am Bodensee nach Hechingen gekommen. Die Firma Baruch, Buntweberei
auf der Friedrichstraße, wollte damals für die Leitung ihrer neu errichteten
Speiseanstalt zwei Hegne-Schwestern verpflichten. In befremdender Engstirnigkeit
versagte jedoch das Preußische Innenministerium seine Zustimmung mit der Begründung
, in der Werkküche erhielten auch protestantische Arbeiter das Essen. Im
Preußischen Landtag wurde seinerzeit diese Verweigerung lebhaft debattiert.

Zu dem Wirken in den Heimen kam im Jahre 1892 nach der Gründung des Krankenvereins
noch die Betreuung der Hauskranken hinzu. Leider mußte diese von
hunderten Familien als besonders wohltätig empfundene Einrichtung wegen des
Schwesternmangels in jüngster Zeit aufgegeben werden.

Es ist kaum zu ermessen, was in dem verflossenen Jahrhundert118 von den Ehrwürdigen
Schwestern in den von ihnen betreuten Heimen geleistet worden ist. Tausende
lernten die Heime kennen als Stätten der Güte und Menschenfreundlichkeit, ud
was schon äußerlich auffällt, ist die peinliche Sauberkeit in allen Häusern, die von den
Schwestern betreut werden. Das Wirken der für ihre Berufe sorgfältig vorgebildeten
Schwestern ist sehr vielseitig. Im Ktankenhaus pflegen sie die Kranken, tun ihren
Dienst in der Ambulanz, im Röntgenzimmer, im Bestrahlungsraum, helfen bei Operationen
. In anderen Häusern müssen sie viel Geduld aufbringen bei der Betreuung
der Alten und Pfründner, haben für Pensionäre und Essensgäste zu sorgen, und im
Kinderhaus sind ihnen Kinder schon vom Kleinstkind an anvertraut. Sie helfen große
Oekonomien umzutreiben, schaffen im Garten, im Nähzimmer, in der Waschküche.
Es ist ein stiller und nie endender Dienst der Nächstenliebe, aus dem nicht das Alter
sondern nur Krankheit entläßt. Die Leiterin eines der Heime steht als 85-Jährige noch
ihrem Hauswesen vor. Und wenn die Arbeit getan ist, dann ist die freie Zeit dem
Gebet gewidmet, denn der Geist dieser Arbeit kommt nicht aus dieser Welt.

Wir wollen nicht verschweigen, daß der bedrohliche Mangel an Schwestern die
Arbeit in diesen Heimen gefährdet. Wie weit eine spätere Zeit im Genuß eines solch
selbstlosen Wirkens bleiben kann, hängt von der Glaubenskraft der christlichen
Familien ab. Nur in ihnen können Menschen aufwachsen, die Opferwilligkeit und
Liebe zu diesem entsagungsreichen Beruf aufbringen. w.s."
Quelle: Höh enzoller ische Leitung. 10. Jahrgang. Nummer 259. Hechingen, Samstag,
6. November 1954.

117 Muß Wartfrauen heißen!

118 Muß in den verflossenen hundert Jahren heißen!

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