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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0146
Ulrich Feldhahn

Berichterstattung wurde die in jenem Moment „wie eine Himmelserscheinung"
wirkende Burg sogleich mit der Sage der von Engeln getragenen Wallfahrtskirche
Mariazell in Verbindung gebracht und dieser Abschluss in der Hoffnung auf eine
baldige Rückkehr der hohen Gäste als „ein günstig Omen!" gedeutet33.

3.3. AUFENTHALT AUF DER WEINBURG

Die Reisenden erreichten zur Mittagszeit Tübingen, wo nach einem Diner der Zug
über Ulm nach Friedrichshafen genommen, von dort mit dem Dampfschiff nach
Rorschach übergesetzt und zuletzt mit der Bahn nach Rheineck gefahren wurde, um
noch am selben Abend auf der Weinburg einzutreffen. Das bereits 1817 vom Sigmaringer
Fürstenhaus erworbene Gut im Schweizer Kanton St. Gallen galt in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts als „eine der schönsten Besitzungen der Ostschweiz",
die sich durch eine „noble Einfachheit und Einrichtung im Innern, die liebliche Lage
im fruchtbaren romantischen Talgelände" sowie „eine prachtvolle Aussicht über
Land, See und Rhein"34 auszeichnete. Kronprinzessin Victoria verglich die Weinburg
in einem Brief an ihre Mutter mit einem schottischen Anwesen des Earl of Fife und
schilderte sie als very pretty, and cheerfuP5. Zur Familie des Fürsten von Hohenzol-
lern-Sigmaringen hatten bereits früher freundschaftliche Kontakte bestanden, so dass
sich das Wiedersehen mit ihr überaus herzlich gestaltete, wenngleich die politischen
Vorgänge weiterhin für Beunruhigung sorgten und Victoria befürchten ließen, dass
sie und ihr Mann wieder nach Berlin zurückgerufen werden könnten36. Der im
November 1858 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannte Fürst Karl Anton
hatte bereits zum Jahreswechsel 1861/62 seine Bitte um Entbindung von diesem ihm
wenig zusagenden Amt eingereicht, die jedoch erst kurz zuvor, am 29. September
1862 genehmigt worden war. Zweifellos kreisten die in den folgenden Tagen auf der
Weinburg geführten Gespräche immer wieder um die jüngsten Ereignisse in Berlin,
wobei der gemäßigt liberal eingestellte Fürst seinem konservativen Nachfolger Bismarck
vergleichsweise wohlwollend gegenüberstand37.

Der sechstägige Aufenthalt des Kronprinzenpaares, dem sich inzwischen auch der
Prince of Wales wieder angeschlossen hatte, wurde von zahlreichen Ausflügen in die
nähere Umgebung, darunter nach St. Gallen, Appenzell und an den Walensee, ausgefüllt
, deren landschaftliche Schönheit vor allem Victoria beeindruckte und zu zahl-

33 Wochenblatt 115 (wie Anm. 22).

34 August Naef in seiner 1867 erschienenen „Chronik der Stadt und Landschaft St. Gallen",
zitiert nach Otto H. Becker: Zur Geschichte der Weinburg bei Rheineck am Bodensee. In:
Hohenzollerische Heimat 43 (1993) S. 22-26, hier S. 24.

35 This house is like Corriemulzie on rather a large Scale - several cottages connected together
by a little garden. Victoria an ihre Mutter, 10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8), S. 110.

36 We are in great anxiety as the newsfrom Berlin are very bad. I cannot help fearing that we
may be called back by telegrapb and not be able to go on our journey. Victoria an ihre Mutter,
10.10.1862, Fulford (wie Anm. 8) S. 110.

37 Vgl. Karl Theodor Zingeler: Karl Anton Fürst von Hohenzollern. Ein Lebensbild nach
seinen hinterlassenen Papieren. Stuttgart/Leipzig 1911. S. 96ff.

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