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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0167
Rumäniens Kampf um die Unabhängigkeit

Die Reaktion der Russen auf die Unabhängigkeitserklärung war alles andere als
freundlich. Der Großfürst Nikolaus verhielt sich reserviert, da er die Ansicht seiner
Regierung über dieselbe nicht kannte. Die Ansicht der Regierung teilte der rumänische
Agent in Petersburg, General Ghica, schon am 11./23. Mai telegraphisch mit.
Diese betraf allerdings nicht die Unabhängigkeit selbst, sondern die von Fürst Carol
beabsichtigte militärische Zusammenarbeit mit Rußland, also Punkt 3 der rumänischen
Gesamtpolitik im russisch-türkischen Krieg, und lautete kurz und frostig: Der
Reichskanzler, Fürst Gortschakow, habe ihm, General Ghica, erklärt, daß Rußland
keine Kooperation von Rumänien erwarte! (A.D. L. III., S. 161). Gleichzeitig ließ
Rußland am 15./27. Mai in London daran erinnern, daß die russische Regierung auf
der Rückgabe Südbessarabiens bestehe. (Iorga X, S. 226, dort zitiert nach Anton
Springer 1893, S. 374)15.

Die Reaktion der Westmächte auf die Unabhängigkeitserklärung war zurückhaltend
bis ablehnend. Dringender als die Anerkennung der Unabhängigkeit durch die
europäischen Mächte interessierte Rumänien im Augenblick die Zusammenarbeit mit
den Russen an der Front, und dies lehnte Gortschakow, wie wir sahen, schroff ab.
Der Kommentar der fürstlichen Chronik im Anschluß an die Mitteilung des rumänischen
Vertreters in Petersburg am 11./23. Mai lautet: Trotzdem ist der Fürst mehr
denn je entschlossen, in die Aktion jenseits der Donau einzutreten, da die feierliche
Erklärung der Unabhängigkeit ihm die Pflicht auferlegt hat, diese auch auf dem
Schlachtfelde zu besiegeln (A.D.L. III., S. 161). Schon am 20. April/2. Mai 1877 hatte
sich Brätianu zur Regelung dieser Frage zum Großfürsten nach Chi§inau begeben.
Es handelte sich darum, wie es in der Chronik des Fürsten heißt, die Bedingungen für
die vom Fürsten Karl gewünschte Kooperation der rumänischen Truppen mit dem
russischen Heere vorher genau festzusetzen; vor allem liegt dem Fürsten daran, daß
ihm die absolute Selbständigkeit des Kommandos über seine Truppen gewährleistet
werde (A.D.L. III., S. 142).

Dieser Schritt war übrigens nicht ohne eine gewisse Deckung erfolgt; denn am
14./26. April hatte der Großfürst Nikolaus Fürst Carol gegenüber den Wunsch
geäußert, den am 12./24. Januar begonnenen Briefwechsel wieder aufzunehmen in der
Hoffnung, daß er - Carol - ab heute, da meine Truppen auf ihrem Posten stehen und
bereit sind, die Armee E. Fi.16 gegen jeden Angriff des Feindes zu unterstützen, im
verstärkteren Maße uns die Möglichkeit geben wird, uns über die Operationen unserer
Armeen zu verständigen. In einem späteren Brief (vom 23. April/5. Mai), in dem
er dem rumänischen Herrscher zunächst die schmeichelhafte Mitteilung machte, daß

15 Wie aus der - im April 2002 aufgefundenen - stark erweiterten Druckvorlage des Vortrags
hervorgeht, handelt es sich bei Anton Springer, 1893 um ein Werk, auf das N. Iorga Bezug
nimmt, das aber dem Verfasser nicht vorlag. Bei Iorga, X handelt es sich zweifellos um Bd. X
seiner „Istoria romänilor", 11 Bände. Bukarest 1936-39. Unter den mehrbändigen Werken
Iorgas gibt es kein anderes dieses Umfangs. Laut Enciclopedia istoriografiei romänesu, hrg.
von Sjefan Sjefanescu: Editura stiintifica §i enciclopedica. Bukarest 1978. S. 183, publizierte
Iorga 1003 Bücher, 12.755 Artikel und 4.963 Rezensionen. Diese Fülle ließ eine Gesamtausgabe
bisher scheitern.

16 Eurer Hoheit.

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