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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0211
„Forschungsstelle D" in Bisingen

Wer war diese Truppe? Und was hat sie in Bisingen gesucht? Die Einheit, die diese
Bilder im April 1945 aufgenommen hat, gehörte zu einer aus amerikanischen und britischen
Experten und Militärs gebildeten Aufklärungsmission, die unter dem Namen
„Alsos" bekannt wurde.

2. „ALSOS" - EINE MISSION UND IHRE ZIELE

Triebfeder der Mission war die „Angst der Alliierten vor der deutschen Atombombe"4.

Nach der Katastrophe von Stalingrad und der Landung der Alliierten in Nordafrika
und Italien hatte sich 1943 das Kriegsglück für Deutschland zu wenden begonnen,
das „Dritte Reich" geriet zunehmend unter Druck. Seit dem Start des amerikanischen
Atombombenprojektes, des „Manhattan Project" im Jahre 1942, waren die USA mit
aller Konsequenz auf dem Weg zur Bombe - was aber war, so fragte man sich dort,
mit Hitler? Würde ein zunehmend in die Enge gedrängter Despot Atombomben oder
sonstige Massenvernichtungswaffen einsetzen?

Anzeichen dafür, daß die Deutschen die militärischen Möglichkeiten der 1938 entdeckten
Kernspaltung für neuartige Waffen zu nutzen gedachten, gab es zuhauf:
nicht nur waren die führenden deutschen Atomforscher kurz nach Kriegsbeginn von
Staats wegen zu konzertierter Erforschung der Kernspaltung im sogenannten „Uranverein
" zusammengespannt worden; mit der Besetzung der Tschechoslowakei, Belgiens
und Norwegens waren den Deutschen auch das Gros der damaligen Uranvorräte
Europas sowie mit der „Norsk Hydro" die weltweit größte Fabrik für Schweres
Wasser, einer Moderatorsubstanz für Kernreaktoren, in die Hände gefallen.

Amerikaner und Briten wünschten dringend Klarheit. Franklin D. Rooesevelt
wollte Information um jeden Preis. Winston Churchill drängte auf Handeln. Aber die
Spezialisten des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes, des Office of Strategie Services
(OSS), Vorläufer der CIA, unterstützt von ihren Britischen Kollegen, kamen
nur sehr schleppend voran5. Daraufhin entschloß man sich in Washington, den Job
jenen Teilen der Armee zu übertragen, die ohnehin mit diesen Fragen befaßt waren:

4 Vgl. Dieter Hoffmann: Operation Epsilon. Die Farm-Hall-Protokolle oder Die Angst der
Alliierten vor der deutschen Atombombe. Berlin 1993. Zu „Alsos" ebd. S. 10-13.

5 Der Präzision halber sei angemerkt, daß Alsos von den Amerikanern initiiert wurde. Die
Briten, durch engere Kontakte zu den Widerstandsbewegungen besser informiert und in der
Auswertung geheimdienstlicher Informationen erfahrener und wohl auch nüchterner als die
Amerikaner, waren bereits Mitte 1943 der Ansicht, daß von dem deutschen Uranprojekt keine
reale Gefahr ausgehe. Die USA ignorierten dies, nicht zuletzt deshalb, weil General Leslie Graves
, der militärische Leiter des Manhattan-Projektes, eine absolute Kontrolle nuklearer Technik
anstrebte. Vgl. dazu aus britischer Sicht R.V- Jones: Most Secret War. London 1978. S.
472-483; sowie die offizielle Darstellung von F. H. Hinsley: British Intelligence in the Second
World War. 3 in 4 Bdn. London 1979-1988, hier Bd. 3, Teil 2, S. 583-592. Neuere historische
Forschungen unterstreichen die Entschlossenheit von General Graves, die Bombe fertigzustellen
und noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch einzusetzen; s. Stanley Goldberg:
Der Endspurt. Zu den Hintergründen der Entscheidung für den Bombenabwurf auf Hiroshima
und Nagasaki. In: Physikalische Blätter 51 (1995), S. 827-831.

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