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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0214
Burghard Weiss

Forschungsstelle D durch die Franzosen, der sich bis zum 15. Juni die Demontage der
gesamten Einrichtung einschließlich des Hochvolt-Kaskadengenerators anschloß13.

Welche Rolle spielte die Forschungsstelle D, welche Funktion kam ihr zu? Lassen
wir zunächst die Legenden Revue passieren.

3. FORSCHUNGSSTELLE D, ZUM ERSTEN: DIE LEGENDEN

Im Oktober 1947 erschien im „Foreign Service", der Zeitschrift des Verbandes der
amerikanischen Kriegsveteranen, ein Artikel, der erstmals einer breiteren Öffentlichkeit
Details über die mit dem Atombombenprojekt verbundenen Geheimdienstaktivitäten
offenlegte14. Wenige Wochen später folgte eine Zusammenfassung im „Readers
Digest", einer Publikumszeitschrift, die weltweit vertrieben wurde15. In diesen Texten
finden, neben den Standorten der KWI, Hechingen und Tailfingen, auch Bisingen
und die „Forschungsstelle D" Erwähnung16. Unter Bezugnahme auf britische
Geheimdienstinformationen werden dort drei Dinge miteinander in Verbindung
gebracht: ein nazi-freundlicher Schweizer Wissenschaftler arbeite an neuen Explosivstoffen
und zwar in einem geheimen Labor in Bisingen, das mit einem in Quellen als
„research laboratory lettered D" bezeichneten identisch sein könnte. In der Nähe
lebe, nach Informationen eines befreundeten Schweizer Wissenschaftlers, Werner
Heisenberg, Deutschlands führender Kernphysiker. Damit wird ein Zusammenhang
zwischen der Arbeit des hier namentlich gar nicht genannten Dällenbach und deutscher
Atomforschung suggeriert.

Verfasser der genannten Artikel war Thomas M. Johnson, ein US-Journalist, der in
den zwanziger Jahren mit Veröffentlichungen zu Kriegs- und Geheimdienstthemen
hervorgetreten war und sich einen Ruf als Militär-Schriftsteller erworben hatte. Für
seine Arbeiten nutzte Johnson Informationen, die aus inoffiziellen Kontakten zu US-
Militärkreisen stammten17.

13 Bericht Weimer an KWG, 24.06.1945. Vgl. auch „Bericht zum Kostenerstattungsantrag
über Reparationskonto für demontierte Hochspannungsanlage", gez. Dr. Gö. (d.i. Götte),
25.07.1947 (Archiv zur Geschichte der MPG Berlin, Abt. I, Rep. 1A, Nr. 2978-2979).

14 X M. Johnson: Guarding the World's Greatest Secret. In: Foreign Service, Veterans of
Foreign Wars Magazine, October 1947, S. 8-10 und 26.

15 Ders.: How the War's Best-Kept Secret Was Kept (Condensed from Foreign Service). In:
Readers Digest, November 1947, S. 117-121.

16 The British Intelligence heard that a pro-Nazi Swiss scientist was helping work on a new
explosive in a secret laboratory at Bisingen in the German Black Forest. Next, American cen-
sorship intercepted a letter to South America whose writer was working in "a research-labora-
tory lettered D." The letter was postmarked Hechingen, three miles north of Bisingen, and
near there, according to a report from a friendly Swiss scientist, was living Dr. Werner Heisenberg
, perhaps Germany's top nuclear physicist. a. a. O., S. 26. (Hervorhebungen B. W)

17 Denkbar ist auch, daß Johnson Einsicht in das Manuskript von Goudsmits Buch über
Alsos bekam, das nur wenig später erschien. Zu Erwähnung Dällenbachs bei Goudsmit vgl.
aber weiter unten.

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