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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0215
„Forschungsstelle D" in Bisingen

Die von Johnson durch seine Veröffentlichung im „Foreign Service" gestiftete Verbindung
zwischen Dällenbach und dem deutschen Uranprojekt wurde in der Literatur
fortgeschrieben: So lieferte Michel Bar-Zohar in seinem Buch über die „Jagd auf
die deutschen Wissenschaftler" 1966 die folgende Version18:

Schon im Laufe des Sommers 1943 hatten Berichte, Bruchstücke von Nachrichten,
Gerüchte in London umzugehen begonnen, und immer kehrten (...) die Namen
zweier Städte wieder: Hechingen und Bisingen. Eine erste Auskunft aus Schweizer
Quelle erwähnte einen nazifreundlichen Wissenschaftler aus der Schweiz, der mit
den Deutschen bei der Herstellung eines Explosivstoffes zusammengearbeitet hatte,
der tausendmal wirksamer sein sollte als das Trinitrotoluol. Das Geheimlaboratorium
befinde sich in einer Textilfabrik in Bisingen. (...) (Und an anderer Stelle:) Dällen-
berg (!), ein nazifreundlicher Atomwissenschaftler Schweizer Herkunft, wurde in
seinem Privatlaboratorium in Württemberg gefaßt." (Was offensichtlich nicht
stimmt, B. W)

Diese Sekundärquellen, die Dällenbach und seine Tätigkeit mit den Geheimwaffen
des „Dritten Reiches" bzw. mit dem deutschen Uranprojekt in Verbindung brachten,
sind bis in die jüngste Zeit hinein immer wieder aufgegriffen worden, so u.a. 1992 von
John Dippel, der damit seine These zu stützen versucht, die Forschungsstelle D sei ein
ultrageheimes deutsches Atombomben-Projekt gewesen19. In analoger Weise argumentiert
Paul Lawrence Rose in seinem 1998 erschienenen Buch über das Nazi-
Atomprojekt20. Auf diese Autoren stützen sich dann wiederum so phantasievolle und
publikumswirksame Schreiber wie Friedrich Georg in seinem auf mehrere Bände
konzipierten Opus über „Hitlers Siegeswaffen"21. Hinzu kommen die vor Ort, also
in Bisingen selbst, perpetuierten Gerüchte, die Forschungsstelle D sei als geheimer
Teil des deutschen Uranprojektes zu verstehen; Gerüchte, die noch 1995 anläßlich der
fünfzigsten Wiederkehr des Kriegsendes erneut aufgelebt sind22. Kernpunkt aller
dieser Hypothesen ist, die Forschungsstelle D habe dem deutschen Uranprojekt
gedient und dabei Schweres Wasser oder aber gar Plutonium, und dies gar in rauhen
Mengen, produziert!

Gehen wir deshalb einmal der Quelle der Gerüchte nach. Die neutralen Staaten
Europas, neben Schweden vor allem die Schweiz, waren 1942, nach dem Kriegseintritt
der USA und der Schließung ihrer Botschaft in Berlin, zur Drehscheibe bzw.
zum Zentrum der Spionage gegen das Deutsche Reich geworden. Das Office of Strategie
Services (OSS), der erst während des Krieges gegründete Auslandsgeheimdienst

18 M. Bar-Zohar: Jagd auf die deutschen Wissenschaftler Berlin 1966. S. 64 u. 100. Die französische
Originalausgabe erschien 1965.

19 John V H. Dippel: Two Against Hitler. Stealing the Nazis Best-Kept Secrets, New York,
Westport (CT). London 1992. S. 88-91, hier S. 90, Fußnote 4.

20 Paul Lawrence Rose: Heisenberg and the Nazi Atomic Bomb Project. A Study in German
Culture, Berkeley (CA) 1998. S. 185-186.

21 Friedrich Georg: Hitlers Siegeswaffen. Band 1: Luftwaffe undMarine. Geheime Nuklearwaffen
des Dritten Reiches und ihre Trägersysteme. 2. Aufl. Schleusingen 2001. S. 23 u.
120-121.

22 Vgl. etwa Nachrichtenblatt Bisingen 1995, Nr. 16, 21. April 1995.

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