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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0223
„Forschungsstelle D" in Bisingen

Die Amerikaner wußten das! Sie besaßen Ende 1944 detaillierte Informationen. Sie
verdankten diese unserem Paul Scherrer, der im November 1944 einen detaillierten,
mehrseitigen, mit zwei technischen Zeichnungen versehenen Bericht über „Dällen-
bachs Supercyclotron", in welchem das Prinzip der Erfindung korrekt wiedergegeben
wird, an das OSS geliefert hatte. Scherrers Report ermöglichte den Amerikanern
eine gründliche Evaluation der Dällenbachschen Erfindung. Mit der Untersuchung
wurden Luis W. Alvarez, Phillip Morrison und Robert Oppenheimer beauftragt, drei
Experten der Kernphysik und Beschleunigertechnologie. Ihre Berichte lagen Groves
Anfang Februar 1945 vor57. Das Urteil von Alvarez fiel ziemlich vernichtend aus: „...
the Germans are certainly wasting a lot of time and money on a completely inoperable
device, which is quite cheering". Alvarez Einwände richteten sich nicht gegen den
von Dällenbach konstruierten Hohlraumresonator, sondern gegen das von ihm vorgeschlagene
Design des Magnetfeldes58. Kurzum, so Alvarez in seinem Fazit Januar
1945, „the magnetic field design is completely crazy and would render the machine
inoperative ... we can take great comfort from the fact that Dällenbach (sie) has
sueeeeded in selling someone on the idea that bis device will work, since there is no
question in my mind that if built aecording to the Plans submitted to me, it will be
completely useless"59'.

Morrison und Oppenheimer teilten die Skepsis von Alvarez, gaben aber zu bedenken
, daß die technischen Inkonsistenzen auch durch die dunklen Wege hätten verursacht
sein können, auf denen die Informationen übermittelt wurden. Einig war man
sich jedoch, daß der Maschine, selbst wenn sie funktionieren sollte, keine Bedeutung
für die Isotopentrennung und damit auch keine militärische Bedeutung zukomme.
Umso erstaunlicher sei es, so R. Oppenheimer, daß das Projekt die Unterstützung
deutscher Stellen gefunden habe: it should be emphasized that none of us know of any

57 NARA RG 77, Entry 22, box 166.

58 Offenbar hatte Dällenbach in seinem Kolloquium eine Maschine vorgestellt, bei der das
Feld für alle Leitkanäle von einem einzigen Magneten hätte erzeugt werden sollen. Um bei
zunehmender Geschwindigkeit und damit Masse der Teilchen die gewünschte Phasenstabilität
zu erreichen, sollte das Feld dieses einen Magneten mit wachsenden Bahnradien nach außen
hin zunehmen, was Dällenbach durch eine abgetreppte Struktur der Polschuhe erreichen wollte
. Folge davon wäre u.a. eine Einwärtskrümmung der Feldlinien gewesen. Wie Alvarez aus
Erfahrung mit Zyklotrons wußte, war es für die orbitale Stabilität aber notwendig, die Stärke
des Magnetfeldes mit wachsendem Bahnradius abnehmen und die Magnetfeldlinien sich nach
außen hin krümmen zu lassen, um sicherzustellen, daß die beschleunigten Teilchen nicht nach
wenigen Windungen gegen die Polschuhe liefen und dabei verlorengingen. Dällenbachs Design
verletzte mithin die Bedingung orbitaler Stabilität. Einen weiteren Fehler erkannte Alvarez ferner
darin, daß das Magnetfeld sich nur über die halbkreisförmigen Bahnsegmente (Leitkanäle),
nicht aber über den Beschleunigungsspalt selbst erstrecken sollte: die Unterbrechung des Führungsfeldes
im Spalt hätte weitere Defokussierung zur Folge. Schließlich und drittens: da die
Teilchen in der Praxis nicht auf diskreten Bahnen liefen, sondern aufgrund unterschiedlicher
Phasenwinkel um diese idealen Bahnen herum „verschmiert" seien, seien die Leitkanäle
schlechthin schädlich, da sie die Transmission und damit Intensität des Strahles herabsetzen.

59 Inter-Office Memorandum, L. W Alvarez an Major Peer de Silva, 26. Januar 1945, NARA
RG 77, Entry 22, box 166.

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