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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0224
Burghard Weiss

conceivable military development which would result from the construction of such a
cyclotron, and it is appropriate to express surprise at its baving had the support of the
German government at a time of national crisisb0.

Mit anderen Worten: die amerikanischen Experten, die ja über ungleich mehr
Erfahrung und Wissens im Bereich der Beschleunigertechnologie verfügten als die
Deutschen und im besonderen als Dällenbach selbst, waren zu dem Schluß gekommen
, hier einen unbrauchbaren Entwurf vor sich zu haben, von dem keine, im besonderen
keine militärische, Gefährlichkeit ausging. Ich denke, dieser Schluß der Amerikaner
liefert uns die Erklärung dafür, daß Alsos die Forschungsstelle D im April 1945
weiterarbeiten ließ!

Was blieb, war das Erstaunen darüber, daß angesichts knapper Ressourcen das
Projekt überhaupt gefördert worden war. Nun, offensichtlich waren die Deutschen,
im besonderen auch der Theoretiker Heisenberg, hier nicht so weitsichtig gewesen
wie die auf experimentellem Gebiet ungleich erfahreneren Amerikaner. Die Deutschen
sahen (noch) nicht, daß Dällenbachs Gerät nicht funktionieren würde, dies
nicht aus Dummheit, sondern aufgrund mangelnder Erfahrung, auch als Folge des
Abgeschnittenseins von wichtigen Informationen durch militärische Zensur während
des Krieges, also letztlich wegen selbstverschuldeter Isolation.

Kommen wir zur Beantwortung der letzten entscheidenden Frage! Weshalb wurde
die Forschungsstelle D überhaupt gefördert? Ein Beschleuniger Dällenbachscher
Konstruktion wäre - wenn er denn funktioniert hätte - wie jedes andere Zyklotron
auch - geeignet gewesen, durch die Bestrahlung von Uran mit Neutronen Plutonium
herzustellen, in submikroskopischen Mengen, die ausgereicht hätten, die chemischen
Eigenschaften dieses Stoffes analytisch zu bestimmen, was einen wichtigen Schritt
auf dem Weg zur Atombombe bedeutet hätte; dieser Weg zu einer Chemie der Transurane
ist jedoch - wie auch die Farm-Hall-Protokolle eindrücklich belegen -
während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland nie und nirgendwo ernsthaft
beschritten worden61.

Daß bei der Errichtung der Forschungsstelle D dennoch auch militärische Interessen
im Hintergrund gestanden haben, ist äußerst wahrscheinlich, jedoch haben diese
- in Widerlegung also der von anderen Autoren bis dato geäußerten Vermutungen -
nicht im Rahmen des Uranprojektes gelegen. Der militärische Verwendungszusammenhang
der Forschungsstelle D ist ganz woanders zu suchen: auf dem
Gebiet der sog. Strahlenwaffen62.

60 NARA RG 77, Entry 22, box 166.

61 Die im Zyklotron beschleunigten Alpha-Teilchen treffen auf ein Target aus Beryllium, wo
durch eine Kernreaktion Neutronen freigesetzt werden. Durch Einfang dieser Neutronen in U
238 entsteht zunächst U 239. Hieraus wird durch Beta-Zerfall (Halbwertszeit 23 min.)
zunächst Neptunium 239, das dann durch einen weiteren Beta-Zerfall (Halbwertszeit 2,3 d) in
Plutonium 239 übergeht. Es gibt darüber hinaus noch andere Reaktionswege. In Deutschland
wurden von Kurt Starke am KWI für Chemie Versuche begonnen, Neptunium 239 herzustellen
; die Produktion und Identifikation von Plutonium gelang während des Krieges aber erst
G.T Seaborg und Mitarbeitern am Zyklotron der Universität Berkeley (Kalifornien).

62 Eine historische Aufarbeitung dieser (zugegeben kryptischen) Vorläufer des „Kriegs der
Sterne" fehlt bis heute. Die gängige Literatur zu den „Geheimwaffen" des „Dritten Reiches"

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