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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0229
„Forschungsstelle D" in Bisingen

sie reagieren, also z. B. explosiv verpuffen. Diese grundsätzliche Frage habe ich
damals bejaht, habe aber betont, dass die praktische Durchführung wohl nur bei
Sprengstoffen ganz bestimmter Art und unter bestimmten Voraussetzungen gelingen
wird. Die praktische Anwendung bei der Kriegführung wird aber wohl stets dadurch
unmöglich gemacht, dass es nicht gelingt, die betreffende Strahlung durch die Luft
und durch den Metallmantel des Flugzeugs bzw. der Bomben hindurch an den
Sprengstoff heranzubringen. Wenn mir also die Frage gestellt worden wäre, ob es
möglich ist, Bestrahlungsapparate zu schaffen, mit deren Hilfe Flugzeuge bzw. deren
Sprengstoffe oder deren Personal auf eine Entfernung von mindestens 20 km
unschädlich gemacht werden können, so hätte ich diese Frage sofort verneint, und
zwar einfach deswegen, weil ich nicht glaube, dass man Ultraschallwellen oder ultrarote
Strahlen einer geeigneten Frequenz in genügender Intensität auf so weite Entfernungen
an den Sprengstoff des Flugzeugs heranbringen kann.

Damit war Projekt „Hadubrand" in den Bereich jener technischen Utopien zur
Vernichtung alliierter Bomberflotten verwiesen, die gegen Kriegsende immer wildere
Blüten trieben: neben „Flugtorpedos", „Schwarmgeschossen", „Fächerschußjägern",
„Sprengnetzen" und „Fallschirmminen" und der Herbeiführung großräumiger Kohlenstaubexplosionen
war von Erfindern auch das „Vergiften" der Bombermotoren
durch Ausbringen von Gasen oder „scharfkantigem Sand" vorgeschlagen worden;
teils groteske, teils verzweifelte, immer aber vergebliche Versuche, der Ubermacht alliierter
Luftwaffen noch Einhalt zu gebieten79.

Und dennoch wäre es viel zu einfach bzw. zu billig, Dällenbach einfach als gescheitert
abzuhaken. Aus historischer Sicht ist eine sehr differenzierte Wertung nötig.
Dabei ist - wie ich meine - eine politisch-moralische und eine technologische Dimension
der Angelegenheit zu thematisieren.

5. WAS UNS ALLEN BLEIBT: GESCHICHTE ALS MAHNUNG

Da ist zunächst einmal die politisch-moralische Seite der Sache. Dällenbach scheint
uns ein typisches Beispiel für die Masse der technischen Intelligenz jener Zeit, die
relativ bedingungslos bereit war, mit einem diktatorischen politischen Regime zu
kooperieren, solange nur die Arbeitsbedingungen stimmten. Seit Beginn der dreißiger
Jahre (1931) war Dällenbach in Deutschland tätig gewesen. Weder die Machtübernahme
der Nationalsozialisten, noch die sich daran anschließenden innenpolitischen
Repressalien oder die Spannungen zwischen NS-Deutschland und der neutralen

79 Vgl. Bundesarchiv, R 26 III, Nr. 52. Bis Kriegsende wurden dem RFR dennoch immer wieder
Vorschläge betr. die Entwicklung von „Todesstrahlen" eingereicht, so daß Gerlach reichlich
zu tun hatte, diese gegenüber dem Leiter des Planungsamtes, Osenberg, als irreal bzw. nicht
realisierbar zurückzuweisen. Erst im März 1945 konnte sich Osenberg zu der Verfügung
durchringen, solche Vorschläge „unter Hinweis auf die Aussichtslosigkeit derartiger Vorhaben"
unmittelbar an die Einsender zurückzugeben (Osenberg an Gerlach, 12.3.1945, Bundesarchiv,
R 26 III, Nr. 447).

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