Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0236
Heinz Pfefferle

messen empfinden. Die Konfessionsschule wird damit zu einer „katholischen" Forderung
und damit ein Spaltpilz erster Güte für die noch junge Partei.

Wenn also in der Literatur der Streit um die Konfessionsschule so dargestellt wird,
als ob es sich hier um eine geradezu selbstverständliche CDU-Forderung handle, dann
ist dies wenig durchdacht, denn das Thema Konfesssionsschule ist für die CDU zwar
einerseits eine Profilierungschance gegenüber den anderen Parteien, die diese Schulform
ablehnen, gleichzeitig aber ein innerparteilicher Zankapfel größten Ausmaßes,
auf den die CDU-Führung vermutlich nur zu gerne verzichtet hätte. Wer wie Helmut
Auerbach beredt die enge Symbiose von Ordinariat Rottenburg und südwürttembergischer
CDU beschreibt,3 müßte konsequenter auch auf die eben dadurch entstehenden
Risiken bei der neu zu gewinnenden protestantischen Wählerschaft hinweisen.

2. REKONFESSIONALISIERUNG DES SCHULWESENS UND
RENAISSANCE DES REGIONALISMUS NACH 1945

Dass um die Konfessionsschule nach 1945 in Süd-Württemberg so erbittert gerungen
wird, ist nicht nur eine Frage der Schul- oder der allgemeinen Bildungspolitik; vielmehr
möchte dieser Aufsatz für den Gedanken Werbung machen, dass hier Fragen
der südwürttembergischen, insbesondere der oberschwäbischen Identität eine entscheidende
Rolle spielen, die in der Literatur bisher nur unzureichend berücksichtigt
wurden. Anders gesagt: der Kampf um die Konfessionsschule wird geführt als Kampf
um eine bewußte und dezidierte Regionalidentität des südlichen Württembergs, insbesondere
von Oberschwaben. Befürworter und Gegner sind sich nicht nur in Sachen
Schulwesen uneins, sondern insbesondere in der Frage nach dem Verhältnis zu Nordwürttemberg
und zu Stuttgart.

Durch das erfolgreiche Streben de Gaulies nach einer eigenen französischen Besatzungszone
kam es zu einer Teilung der durch Napoleon gebildeten Mittelstaaten
Baden und Württemberg in einen amerikanisch besetzten nördlichen Teil und einen
südlichen, französisch besetzten Teil. Zahlreiche württembergische Politiker können
es sich in dieser Situation nicht anders vorstellen als eine tiefe Sehnsucht aller Württemberger
nach Wiedervereinigung - zumal die wirtschaftlichen Aspekte gewiß keine
Sympathie mit der französischen Besatzungsmacht aufkommen lassen. Auch die
landesgeschichtliche Literatur ist ohne Bedenken (um nicht zu sagen unreflektiert)
dieser Vorstellung als Axiom gefolgt. Die Erfahrungen mit dem Zentralismus des NS-
Staats und die neuen von den Alliierten gezogenen Grenzlinien bewirken im deutschen
Südwesten eine mächtige Renaissance des Föderalismus und des Regionalismus4
. Beim genaueren Hinschauen zeigen sich deshalb Trennungslinien bei den

3 Helmut Auerbach: Französische Besatzungsmacht, Katholische Kirche und CDU in
Württemberg-Hohenzollern 1945-1947. Schwierigkeiten mit Bildungsreform und Demokratisierung
. In: Von der Besatzungszeit zur deutsch-französischen Kooperation. Hg. von Joseph
Jurt. Freiburg 1993, S. 140-168.

4 Zum Gesamtzusammenhang siehe Uwe Uffelmann: Identitätsstiftung in Südwestdeutschland
. Antworten auf politische Grenzziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Idstein 1996.

222


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0236