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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0237
Südwürttembergische Regionalidentität und die Wiedereinführung der Konfessionsschule

politischen Parteien. Während die KPD, die SPD, die FDP/DVP und die Gewerkschaften
tatsächlich nur den möglichst schnellen und nahtlosen Wiederanschluss an
Nordwürttemberg und Stuttgart suchen, ist die CDU hier gespalten. Die Mehrheit
der südwürttembergischen CDU entdeckt zunehmend die politischen Gestaltungsmöglichkeiten
unter diesen spezifischen Bedingungen des neuen Staates Südwürt-
temberg-Hohenzollern und nutzt sie konsequent und systematisch aus. Zur maßlosen
Überraschung und Erbitterung der anderen Parteien formiert sich schnell
innerhalb der CDU in der Verfassungsgebenden Versammlung eine Mehrheit, die gar
nicht daran denkt, die bereits ausgearbeitete nordwürttembergische Verfassung zu
übernehmen, sondern ganz im Gegenteil das Profil einer konservativ-„klerikalen"
Verfassung schärft und einzig durch das singuläre Veto der Tübinger Militärregierung
an deren Verabschiedung gehindert wird. Ebenso verhält sich diese Mehrheit bei der
Schulfrage. Die ersten Gespräche im Sommer 1948 zur Bildung eines Südweststaats
bewirken nicht etwa eine Kompromisssuche gegen die von der südwürttembergischen
CDU favorisierte Konfessionsschule, um nicht weitere Gräben gegenüber
Nordwürttemberg aufzureißen, sondern feuern diese an, möglichst schnell die Regelung
der Konfessionsschule als Regelschule noch rechtzeitig parlamentarisch unter
Dach und Fach zu bekommen. Ganz bewußt werden damit Pflöcke für die Verhandlungen
um die Bildung des Südweststaats eingeschlagen, werden die Fundamente für
schulpolitische Reservatrechte für die Zeit nach der Bildung des neuen Staates Baden-
Württemberg gelegt. Entsprechend ihrem hohen Stellenwert bei den Verhandlungen
finden sie schließlich Einlass in die Verfassung von Baden-Württemberg und begründen
die Existenz der südwürttembergischen Konfessionsschule als regionale Sonderform
bis 1967.

3. GEGNER UND BEFÜRWORTER DER KONFESSIONSSCHULE
IN SÜDWÜRTTEMBERG-HOHENZOLLERN

Die Konfessionsschule ist das alles beherrschende Thema der Schulpolitik in Süd-
württemberg-Hohenzollern5. Dabei muß die Zuspitzung auf diese Frage überraschen
, denn zunächst besteht ein sehr breiter Grundkonsens zwischen den Kirchen
wie innerhalb der württembergischen Kultusverwaltung, getragen sowohl von der
CDU wie von der SPD, dass die Nachkriegszeit dringend unter dem gestärkten Einfluß
des Christentums stehen müsse und eine Überwindung des Nationalsozialismus
nur so möglich sei. Theodor Bäuerle, ein hoher Beamter der Stuttgarter Kultusverwaltung
, formulierte am 8. Februar 1946 die Zielsetzung in einer Denkschrift wie
folgt: Der christliche Glaube ist das einzige tragfähige Fundament für den Wieder-

5 Grundlegend zur Frage der südwürttembergischen Konfessionsschule ist nach wie vor
die Dissertation von Rolf Winkeler: Schulpolitik in Württemberg-Hohenzollern 1945-1952.
Eine Analyse der Auseinandersetzungen um die Schule zwischen Parteien, Verbänden und
französischer Besatzungsmacht. Stuttgart 1971; ein Aufsatz von Winkeler im Rottenburger
Jahrbuch zur Kirchengeschichte 7 (1988), S. 73-89 bringt leider wenig Neues.

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