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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0239
Südwürttembergische Regionalidentität und die Wiedereinführung der Konfessionsschule

Am 13. Juli 1945 wird in der vom Oberkirchenrat einberufenen Schulkommission
abgestimmt; mit 8 zu 5 Stimmen entscheidet man sich gegen die Bekenntnisschule.
Das hat zur Folge, dass pietistische Kreise sich zum Teil aus der Landessynode
zurückziehen und in dieser Frage die Gefolgschaft verweigern. Die pietistisch geprägte
Evangelische Lehrergemeinschaft fordert ebenso wie die von Rottenburg vielfach
geförderte Katholische Erziehergemeinschaft die Konfessionsschule und lehnt die
christliche Gemeinschaftsschule als zu laizistisch ab.

Eindeutige Gegner der Konfessionsschule sind fast alle politischen Parteien in
Württemberg-Hohenzollern. Für eine „christliche Gemeinschaftsschule" votieren die
SPD, die DVP und selbst die KPD8. Ein innerparteilicher Dissens in dieser Frage ist
bei diesen Parteien nicht erkennbar.

Ganz anders liegen die Dinge bei der CDU. Im Sinne ihrer Neukonzeption lehnt
sie zunächst alle einseitigen Festlegungen ab, um nicht sofort an dieser Frage die neugefundene
überkonfessionelle Parteiorganisation der sofortigen Spaltung auszusetzen
. Im Vorfeld der Verfassungsberatung ist aber ein weiteres Aufschieben nicht mehr
möglich. Innerhalb der südwürttembergischen CDU gibt es drei Positionen:

- die uneingeschränkte Forderung nach strikter Wiederherstellung der alten Konfessionsschule
;

- die Ablehnung der Konfessionsschule;

- vermittelnde Positionen zwischen dem „katholischen" und dem „protestantischen
" Flügel.

- Die Katholische Erziehergemeinschaft fordert ohne jede Einschränkung die Konfessionsschule
hergebrachten Stils. Löffler schreibt als „Beauftragter der katholischen
Elternausschüsse Südwürttembergs" mit dem bezeichnenden Titel „Forderungen
in Bezug auf die Schule": 1.) Die CDU bejaht grundsätzlich das Elternrecht
... 2.) Die Eltern bekennen sich zu mehr als 99 % zu einem der beiden christlichen
Bekenntnisse. Daraus folgt, daß die Bekenntnisschule die Normalschule sein
muß, an der unter allen Umständen festzuhalten ist. Wo um der gegenwärtigen
Notstände willen die Durchführung der Bekenntnisschule auf unüberwindliche
Schwierigkeiten stößt (Baumangel, Lehrermangel usw.) kann vorerst die christliche
Gemeinschaftsschule aufgrund einer Elternabstimmung zugelassen werden...
5) In der Schulaufsichtsbehörde sind als Schulräte und Rektoren solche Männer zu
berufen, deren Persönlichkeit eine Garantie dafür bietet, daß sie vorbehaltslos für
die christliche Bekenntnisschule sich einsetzen werden und von denen auch anzunehmen
ist, daß sie einem christlichen Geist der Volkserziehung in der Familie wie
in der Öffentlichkeit Bahn brechen werden 9.

Typisch für den protestantischen Flügel der CDU ist dagegen das Schreiben des
Tübinger Kreisvorsitzenden Jakob Krauss. Er schreibt an Staatssekretär Paul Binder,
dem prominentesten Vertreter dieses Flügels: Die Stellung Dr. Bocks (vom katholischen
Flügel) in der Schulfrage halte ich für aussichtslos und verhängnisvoll... Ich

8 Heinz Pfefferle: Politische Identitätsbildung in Württemberg-Hohenzollern (1945-1952).
Die Renaissance oberschwäbischen Regionalbewußtseins. Weinheim 1997. S. 144ff.

9 ACDP I - 105/Nr. 045.

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