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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0248
Heinz Pfefferle

- 21,6 % für eine christliche Gemeinschaftsschule.

- Nicht nur in katholischen Gemeinden wird mit großer Mehrheit die Bekenntnisschule
gewählt, sondern auch in pietistischen Hochburgen wie etwa Laichingen
(80,2 % für die evangelische Bekenntnisschule).

In 987 Gemeinden des Landes entstanden 647 katholische Volksschulen, 312 evangelische
Volksschulen und 81 christliche Gemeinschaftsschulen. In 540 Gemeinden
gibt es nur einen Schultyp, nur in 47 gibt es zwei oder drei Schulformen.

6. SPEZIFISCHE VORAUSSETZUNGEN IN WÜRTTEMBERG-
HOHENZOLLERN FÜR DEN SIEG DER BEKENNTNISSCHULE

Folgt man der Darstellung von Rolf Winkeler, dann heben sich zwei Ursachen für die
Niederlage des Modells der christlichen Gemeinschaftsschule klar ab: Zum einen ist
es die immer wieder durchbrechende mangelnde Einheitlichkeit und Geschlossenheit
ihrer Befürworter. Sowohl die französische Besatzungsmacht wie der evangelische
Oberkirchenrat und insbesondere sein Vorsitzender Bischof Theophil Wurm kommen
nicht zu einer konsequenten Ablehnung der Konfessionsschule, sondern relativieren
wiederholt ihr zeitweiliges Veto, um nachher erneute Versuche der Verhinderung
zu machen, die aber logischerweise noch kläglicher scheitern als die vorausgehende
letztlich halbherzige Widerstandsfront. Dies ist für die Sache der christlichen
Gemeinschaftsschule um so fataler, weil die Gegenseite diese Schulform bedingungslos
und ohne jedes Schwanken ablehnt. Zum anderen ist es die organisatorische
Schwäche der Befürworter der christlichen Gemeinschaftsschule. Um die schließlich
entscheidende Elternschaft zu erreichen, hätte hier der evangelische Oberkirchenrat
nachdrücklich mit einer Zunge sprechen müssen; dazu aber ist er aufgrund der oben
geschilderten Verhältnisse nicht in der Lage. Äußerlich wie innerlich ist seine Haltung
zu widersprüchlich, ja sie nimmt an Widersprüchlichkeit gerade in der entscheidenden
Phase des Abstimmungskampfes noch zu.

Ebenso widersprüchlich ist die Haltung der französischen Militärregierung in dieser
Frage. Ihr anfänglich bedingungsloses Nein zur Konfessionsschule wird immer
mehr relativiert, je schlagkräftiger das Argument des Elternwillens sich entwickeln
kann. Verhängnisvoll ist vermutlich auch, dass der christlichen Gemeinschaftsschule
immer wieder die überkonfessionelle „Deutsche Schule" der NS-Zeit vorgehalten
werden kann. Das Mißtrauen der französischen Militärregierung gegenüber den geistig
vom Nationalsozialismus unterwanderten und verführten Deutschen behindert
massiv die Bildung eines laizistisch orientierten Lehrerverbands als Gegengewicht zu
den katholischen Erzieherverbänden. Während die Befürwortung der Konfessionsschule
offenbar auch als Nachweis für politische Zuverlässigkeit im antinationalsozialistischen
Sinne verstanden wurde und wohl sogar teilweise opportunistisch
Gesinnte anlockt, setzt sich jeder dem umgekehrten Verdacht aus, der konsequent
das eigentlich von der französischen Besatzungsmacht favorisierte laizistische Modell
öffentlich vertritt - und dies in der überaus heiklen Phase der Entnazifizierung. Das
Aufeinandertreffen von schlichter und kompromißloser Geradlinigkeit auf komplexe
Widersprüchlichkeit und Zerfahrenheit ist sicherlich einer der wesentlichen Gründe

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