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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0249
Südwürttembergische Regionalidentität und die Wiedereinführung der Konfessionsschule

für den Sieg der Bekenntnisschule in Südwürttemberg-Hohenzollern. Das soll
heißen: Die ganz kompromißlose und hoch motivierte Vorgehensweise des Ordinariats
in Rottenburg einerseits und das ständige Lavieren und Zurückweichen der
Tübinger Militärregierung und des Stuttgarter Oberkirchenrats andererseits ermöglichen
die Wiederherstellung der Bekenntnisschule in Südwürttemberg als Unikat in
der Bildungslandschaft des Südwestens.

7. KONFESSIONSSCHULE UND SÜDWESTSTAATBILDUNG

Entgegen den naiven Erwartungen des evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart
sind die Befürworter der Konfessionsschule nicht in erster Linie an einer Regelung für
Württemberg-Hohenzollern interessiert, denn seit den Südweststaatverhandlungen
im Sommer 1948 war dies ein Staat auf Widerruf, sozusagen mit Verfallsdatum. Vielmehr
gelten die entsprechenden Regelungen als Verhandlungspaket bei den „Fusionsgesprächen
". Die großen politischen Anstrengungen der CDU ergeben nur dann
einen Sinn, wenn sie nicht mit dem Staat Württemberg-Hohenzollern zu Grabe getragen
werden, sondern in die geplante Neuschöpfung Südweststaat einfließen. Schon
bei den allerersten Verhandlungen auf dem Hohenneuffen bekommt der südwürt-
tembergische Vertreter, Innenminister Renner (SPD), statt des schwer erkrankten
Staatspräsidenten Bock (CDU) durch den Kultusminister Albert Sauer (CDU) mit
auf den Weg, dass die kulturpolitischen Besonderheiten Südwürttembergs auch im
neu zu bildenden Staat gewährleistet sein müssen. Im Protokoll der Kabinettsitzung
unmittelbar vor dem Südweststaat-Treffen auf dem Hohenneuffen ist ausdrücklich
die Stellungnahme von Kultusminister Sauer festgehalten: Ausnahmsweise müsse
auch in Zukunft noch eine gesonderte Regelung gewisser Materien möglich sein. Die
CDU-Fraktion lege z. B. den größten Wert darauf, das Schulgesetz noch vor dem
Zusammenschluß zu verabschieden... Minister Dr. Sauer bringt weiter zum Ausdruck
, das Kultministerium lege Wert darauf, bei dem Ausschuß, welcher vermutlich
für den Zusammenschluß von Württemberg und Baden aufgestellt werde, beteiligt
zu werden29.

Es ist deshalb nur konsequent, wenn Staatspräsident Gebhard Müller (CDU) -
Nachfolger des verstorbenen Lorenz Bock - in seinen Geheimverhandlungen mit
dem nordwürttembergischen Ministerpräsidenten Reinhold Maier (DVP) in Schlattstall
am 21. Juni 1949 die südwürttembergische Konfessionsschule im geplanten
Gesamtstaat durch eine entsprechende Vereinbarung absichert30. Im Klartext bedeutet
dies, dass der südwürttembergischen CDU bei ihrem Vorgehen sehr bewußt ist,
dass sie einerseits die Konfessionsschule nur unter den besonderen Gegegebenheiten
Südwürttembergs durchsetzen kann und dass sie andererseits im neuen Südweststaat
dieses besondere regionale schul- und bildungspolitische Profil unbedingt erhalten

29 StA Sigmaringen Wü 2/306 (S. 2); siehe dazu auch H. Pfefferle: Identitätsbildung,
S. 232ff, insbes. S. 233f.

30 Protokoll Gebhard Müller, S. 6 (StA Sigmaringen Wü 2/229); siehe dazu Pfefferle: (wie
Anm. 8) S. 240.

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