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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0255
Südwürttembergische Regionalidentität und die Wiedereinführung der Konfessionsschule

lig neuer in Deutschland sonst nirgends begangener Weg) sei auch im neuen Lande ...
gesichert...41 Resignierend schreibt Reinhold Maier, ein vehementer Gegner der Konfessionsschule
, noch 1966, es brauche einen neuen Staatsumsturz, um die südwürt-
tembergische Konfessionsschule abzuschaffen42.

Trotz dieses pessimistischen Urteils (aus der Sicht der Gegner der Konfessionsschule
) hat sich die Bildungs- und Schulszene bald erheblich geändert. Bereits in den
späten 50er Jahren wandelt sich die Einstellung der Bevölkerung zur Konfessionsschule
in Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft
Baden-Württemberg (GEW) gibt beim Institut für Demoskopie eine Umfrage zur
„Konfessionsschule und konfessionelle(n) Lehrerausbildung" in Auftrag. Befragt
werden die Eltern schulpflichtiger Kinder. Die Zusammenfassung liest sich wie folgt:
Die Bevölkerung Baden-Württembergs und insbesondere die Eltern schulpflichtiger
Kinder plädieren mit großer Mehrheit für die Simultanschule und für eine gemeinsame
Ausbildung der Lehrer. Die Minderheit, die Konfessionsschulen und konfessionelle
Lehrer-Bildungsanstalten befürwortet, ist am stärksten bei Eltern vertreten, die
Anhänger der CDU sind. Bemerkenswert ist jedoch, daß es auch unter den CDU-
Anhängern eine Mehrheit für die Einheitsschule gibt, nahezu zwei Drittel. Die
Zugehörigkeit zur katholischen Konfession übt keinen besonderen Einfluß aus: Nur
ein Fünftel aller katholischen Eltern, die Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren
haben, will Unterricht in Bekenntnisschulen^. Diese Umfrage zeigt natürlich auch
exemplarisch das hohe Interesse der meisten Volksschullehrer an der Einführung der
christlichen Gemeinschaftsschule. Den entscheidenden Anstoß zur Abschaffung der
Konfessionsschule liefert dann aber die von Georg Picht und Ralf Dahrendorf mit
initiierte Diskussion um den „Bildungsnotstand" in Deutschland Mitte der 60er Jahre
. Das Land Baden-Württemberg reagiert darauf unter anderem mit den Schulentwicklungsplänen
ab 1964.

Gemeindeübergreifende Nachbarschaftsschulen sollten Begabungsreserven mobilisieren
, die Bildungschancen der ländlichen Bevölkerung heben und eine höhere
Abiturientenquote ermöglichen. In diese Phase sehr aktiver Diskussion und Planung
hinein meldet sich die „Arbeitsgemeinschaft der Vorsitzenden evangelischer Elternbeiräte
an Volksschulen in Oberschwaben" mit einer Resolution zu Wort. Sie verlangt
in einer Eingabe an Landesregierung und Landtag, die sich insbesondere an die CDU
richtet: In Gegenden, in denen die Bevölkerung konfessionell einheitlich ist, wird die
christliche Gemeinschaftsschule den Charakter einer,Bekenntnisschule' haben. Aber
als öffentliche Schule ... sichert sie jedem Kind, gleich welcher Konfession, den
Anspruch zu, die gegebenen Bildungsmöglichkeiten in vollem Umfang gleichberech-

41 Festschrift (Tübingen 1955), S. 37 (StA Sigmaringen).

42 Zitat nach Paul Feuchte: Staat und Verfassung. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche
Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden Bd. I: Allgemeiner Teil (Hrg. von der Staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg), Stuttgart 1974. S. 264-285, S. 282.

43 Institut für Demoskopie Allensbach am Bodensee: „Konfessionsschule und konfessionelle
Lehrerausbildung. Die Meinung der Eltern schulpflichtiger Kinder in Baden-Württemberg"
(1957), 17 Seiten; Zitat S. 13. Befragt wurden 799 Personen von Januar bis April 1957. Bedauerlicherweise
findet sich keine Aufschlüsselung nach Regionen.

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