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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0269
Besprechungen

erweist sich, dass die größte Anzahl der Fundstellen in die Römerzeit fällt, was in
erster Linie ein Beweis für die bessere Erhaltung der Funde ist. Die Ergebnisse seiner
Feld- und Museumsrecherchen legt Ch. M. dann in zwei Fundstellen-Dokumentationen
dar, die chronologisch und topographisch geordnet sind. Sie stellen den Kern
der Arbeit dar und sind darum besonders wertvoll. Auf ihnen ruht im wesentlichen
die siedlungsgeschichtliche Interpretation.

Die gewonnenen Erkenntnisse sind für die prähistorische Siedlungsgeschichte des
Raumes zwischen Stuttgart und Tübingen bzw. Herrenberg und Nürtingen gewiss
weitreichend. Wenn wir uns diese Ergebnisse zu eigen machen, gilt es zuvorderst von
der Vorstellung Abschied zu nehmen, der heute waldreiche Schönbuch sei stets mehr
oder weniger siedlungsleer gewesen, bestenfalls habe er den angrenzenden Gäusied-
lungen als wirtschaftlicher Ergänzungsraum gedient. Dass dem nicht so war, kann der
Autor insbesondere mit Funden ab der Bronzezeit eindrucksvoll belegen. So kann er
die Lias-Randplatten im Nordwesten und Südosten von den siedlungsleeren, zentralen
Keuperhöhen abgrenzen und damit die älter besiedelten Räume von den jünger in Wert
gesetzten Teilen herausarbeiten. Vorsichtig wägend geht er vor und verlässt selten die
vorgegebenen Pfade der bekannten Perioden- und Epochengliederung der mitteleuropäischen
Vor- und Frühgeschichte, beginnend bei der Altsteinzeit über die Metallzeiten
zu den Römern, Alamannen und fränkischen Merowingern. Die gliedernden
Kapitelüberschriften sind oft so knapp und lapidar, dass sich der Eindruck aufdrängt,
es habe keine Zäsuren, Diskontinuitäten bzw. Wandlungen im Bevölkerungs- und
Wirtschaftsgeschehen gegeben. Dass es durchaus solche gegeben hat, erweist die Lektüre
. Strukturierende Uberschriften, die auf dynamische Entwicklungen mit Wohlstand
und Rückschlägen hinweisen, fehlen aber, wie auch fokussierende Begriffe, wie
„neolithische Revolution", „Metalle und Metallguss" oder „die Kelten", an herausragender
Stelle nicht vorkommen. Unsere landläufigen Vorstellungen von prähistorischer
Siedlungsentwicklung, die sich gerade mit diesen Vorgängen bzw. Kulturträgern, verbinden
, finden so am konkreten Beispiel des Schönbuchs keine Entsprechung, was
wesentlich in der Basis der Untersuchung begründet ist, die hinsichtlich Anzahl der
Fundstellen und Größe des Raumes zur Lösung zentraler Probleme der Vorgeschichte
zu klein ist. Gewiss hängt damit zusammen, dass auch über die inneren Strukturen der
Siedlungen und des Siedlungraumes einzelner Epochen fast keine Aussagen gemacht
werden, ausgenommen zur Römerzeit, die aber auch besonders gut dokumentiert ist.
Als wichtigstes Ergebnis bleibt die Erkenntnis, dass die „vorgeschichtliche Besiedlung
sich zumindest während der Metallzeiten sowie in der römischen Epoche größere
Bereiche des Schönbuchs erschlossen (hat), die in nachrömischer Zeit wieder aufgegeben
wurden und bis heute aufgelassen geblieben sind" (S. 100).

Anerkennenswert ist das Bemühen, die Untersuchung über den abgesteckten zeitlichen
Rahmen, d.h. über das Frühmittelalter hinaus, bis zur hochmittelalterlichen
Erschließung fortzuführen (S. 89 - 93). Indes bleiben die Ausführungen hier sehr
formal und können nicht befriedigen. Denn ob Ortsnamensendungen und Markungsgrößen
wirklich etwas mit dem Alter einer Siedlung zu tun haben, sollte mit der
nötigen Skepsis kritisch hinterfragt werden. Insofern ist die Antwort auf die Frage
nach Kontinuitäten der Raumnutzung des Schönbuchs seit den Kelten bis zum
frühen Mittelalter offen.

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