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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0272
Neues Schrifttum

historischen Bedingtheit zu sehen, entspricht Forderungen, die Karl Schmid bei der
Interpetation hochmittelalterlicher Quellen nicht nur wiederholt aufgestellt, sondern
auch eingelöst hat.

Freiburg i. Br. Klaus Graf

Roland Rappmann /Alfons Zettler: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr
Totengedenken im frühen Mittelalter. Sigmaringen: Thorbecke Verlag 1998. 586 S.,
4 Abb. (Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend
in Südwestdeutschland Bd. 5)

Das frühe Mittelalter hat uns in den Verbrüderungsbüchern der karolingischen
Reichsklöster eine eigenwillige, zeittypische Quellengattung hinterlassen, deren Bedeutung
für die Historiographie zwar früh schon erkannt wurde, die sich aber schon
von ihrer Anlage und Entstehungsgeschichte her einem einfachen Zugang verstellt.
Der inzwischen verstorbene Karl Schmid, der noch eine ausführliche Einleitung zu
dem zu besprechenden Band beisteuerte, und seine Mitarbeiter am Freiburger Institut
für Geschichtliche Landeskunde haben in den vergangenen Jahrzehnten eine aufwändige
prosopographische Methode entwickelt, um zu einem vertieften Verständnis
dieser Quellengattung zu gelangen. Das opulente Werk von Roland Rappmann und
Alfons Zettler über die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken ist
die (vorläufig?) letzte Arbeit, die aus dieser Schule hervorgegangen ist. Ihr Umfang
verweist auf den hohen Untersuchungsaufwand, der erforderlich ist, um dieser spröden
Quelle verlässliche Erkenntnisse zur Mentalität des frühmittelalterlichen Mönch-
tums, ja der frühmittelalterlichen Gesellschaft abzugewinnen.

Das Reichenauer Verbrüderungsbuch wurde wahrscheinlich im Jahr 824 angelegt und
erfuhr später Fortschreibungen bis ins 13. Jahrhundert, ja wurde im 15. Jahrhundert teilweise
wiederbelebt. Das Buch enthält in unendlichen Listen die Namen verstorbener
(Nomina defunctorum) und lebender (Nomina uiuorum) Mönche, nicht nur der Reichenau
, sondern auch anderer mit der Reichenau verbrüderter Klöster, etwa St. Gallens,
darüber hinaus aber auch die Namen von auswärtigen geistlichen Würdenträgern, Klerikern
und Laien bis hin zu den karoligischen Herrschern. Von den Ottonen sind nur
die frühen Vertreter der Dynastie verzeichnet, allein dies zeigt schon an, dass die Reichenau
in erster Linie ein „karolingisches", weniger ein ottonisches Reichskloster war.

Im ersten Hauptteil „Mönche und Konvent" demonstrieren die Autoren, wie sich
durch aufwändige Auswertung der Namenslisten und ihre Synopse mit den erhaltenen
Necrologien, aber auch mit anderen Quellen wie der beschrifteten Altarplatte von Reichenau
-Niederzell der Reichenauer Mönchskonvent bis in die Zeit um 750 annähernd
vollständig rekonstruieren und sogar eine jährliche Sterbequote im Konvent ermitteln
lässt. Zusammenfassend gelangt man so zu einer Geschichte des Reichenauer Konvents
im frühen Mittelalter. Da die Listen nicht lediglich die bloßen Namen überliefern, sondern
gelegentlich differenzierende Zusätze haben, sind beispielsweise in einem Exkurs
Aussagen über die Sondergruppe der Klosterärzte möglich.

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