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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0282
Neues Schrifttum

Frucht dieses Gedenkens. Zu der Publikation leisteten 22 Autorinnen und Autoren
ihre Beiträge, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit verschiedenen Themenstellungen
das Geschehen beleuchten.

In seiner Einführung macht Peter Blickte deutlich, dass der Bauernkrieg in einer
langen Tradition von Bauernaufständen und -revolten in Oberschwaben, einer unruhigen
Region, liegt. Seinen Ausgang nahm der Bauernkrieg selbst bereits 1524 in der
Gegend des Hochrheins und weitete sich bald in den Hegau aus. Am Ende des Jahres
bzw. zu Beginn des folgenden begannen sich die Bauern im Allgäu in so genannten
„Haufen" zu organisieren. Zunächst adressierten die Bauern ihre Beschwerden noch
an die jeweilige Obrigkeit, wie es gebräuchlich war. Das Wesentliche und Neue an den
Beschwerden war nun, dass sie alsbald nicht mehr allein mit Verstößen gegen das alte
Recht und Herkommen begründet wurden, sondern mit dem göttlichen Recht. Dies
war eine gänzlich neue Legitimation, bei der eines der Probleme aber darin bestand,
wie von Richtern auf Erden über göttliches Recht entschieden werden könnte. Reformatorisches
Gedankengut spielte insgesamt eine wesentliche Rolle beim Bauernkrieg.
Es kam schließlich zu einem herrschaftsübergreifenden, bewaffneten Aufruhr der
Bauern im oberschwäbischen Raum, der allerdings relativ rasch durch die Truppen
des Schwäbischen Bundes unter Führung von Truchsess Georg von Waldburg, des
„Bauernjörgs", niedergeschlagen bzw. durch den Weingartener Vertrag beendet wurde
. Mit dem Ende des Bauernkriegs verabschiedete sich der Bauer jedoch nicht aus
der deutschen Geschichte, wie es die ältere Forschung formulierte, sondern er blieb
auch weiterhin ein aktives Element.

Im ersten Teil des Buches wird die Geschichte der einzelnen Haufen dargestellt:
des Allgäuer Haufens, des Baltringer Haufens und des Seehaufens. Dabei rücken
jeweils Ursachen, Entstehung, Programm, führende Persönlichkeiten und Folgen für
die Bauern ins Blickfeld. Vor allem bei der Behandlung des Seehaufens wird herausgestellt
, dass die adligen Gegner der Bauern nicht nur eine Niederwerfung und
Abstrafung der Bauern im Sinn hatten, sondern auch auf Ausgleich und vertragliche
Lösungen bedacht sein konnten. Eher zurückhaltend war wohl Graf Christoph von
Werdenberg, der „still und einfach zu Sigmaringen" lebte, während sein Bruder Felix
harte Strafaktionen gegen die Bauern unternahm (S. 128f.).

Im März 1525 schlössen sich die drei großen Haufen in Memmingen zur Christlichen
Vereinigung zusammen, die sich eine eigene Bundesordnung gab. Bei einer Versammlung
wurden die berühmten Zwölf Artikel formuliert, in denen die Bauern ihre
gemeinsamen Beschwerden und Forderungen niederlegten und das Evangelium zur
Richtschnur nahmen. Diese Artikel fanden eine überregionale Verbreitung und dienten
aufständischen Bauern auch in anderen Gebieten als Grundlage für ihre Forderungen.

Anschließend wird auf einzelne Gefechte und Schlachten eingegangen, in denen
die teils zahlenmäßig überlegenen und oft auch relativ gut bewaffneten, aber
militärisch kaum geschulten Bauern niedergeworfen wurden, sogar wenn sie manchmal
die Unterstützung von Landsknechten erwerben konnten. Es fehlte aber die Reiterei
, und letztlich mangelte es doch an Waffen.

Einen wichtigen Erfolg für Teile der Bauern stellte der mit Georg Truchsess von
Waldburg ausgehandelte Weingartener Vertrag dar. Er steht in der Tradition der gütlichen
, vertraglichen Beilegung von Konflikten zwischen Untertanen und Herrschaft,

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