Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0283
Besprechungen

auf die in dem Beitrag nur peripher hingewiesen wird. Die Untertanen erhielten mit
dem Vertrag eine gewisse Rechtssicherheit und Aussichten darauf, dass ihre
Beschwerden gütlich oder auf dem Rechtsweg beigelegt würden. Der Vertrag, der
für den Seehaufen und Teile des Baltringer Haufens Gültigkeit hatte, sorgte insgesamt
für eine gewisse Stabilität der Verhältnisse in den Vertragsgebieten und verweist auf
den Verrechtlichungsprozess im Alten Reich. Die Bauern sollten grundsätzlich
pazifiziert und ihre Beschwerden auf dem Rechtsweg ausgetragen werden. Letztlich
war ein Regieren doch nur mit Konsens der Untertanen möglich, wie Volker Press
immer wieder betonte, und die Herren waren auch wirtschaftlich auf die Bauern
angewiesen.

Anschließend werden die führenden Köpfe der Bauernschaft (Jörg Knopf von
Leubas, Huldrich Schmid und Christoph Schappeler) biographisch vorgestellt, insoweit
es die Quellen zulassen. Ebenso ist dem „Bauernjörg", Georg III. von Waldburg,
vor allem mit seiner Handlungsweise während des Bauernkriegs ein Beitrag gewidmet
. Wichtig ist hier festzuhalten, dass er nicht nur demonstrative Grausamkeit gegen
Anführer der Bauern walten ließ, sondern durchaus auch den Verhandlungsweg
beschreiten und friedliche Lösungen aus der genannten ökonomischen und politischen
Interessenlage anstreben konnte. Er war also nicht nur der „Bauernschlächter",
sondern zugleich ein Mann, der auf Ausgleich bedacht war. Hingewiesen sei in diesem
Zusammenhang auch nochmals auf die Biografie des Bauernjörgs von Volker
Press (in: Adel im Alten Reich).

Für das hohenzollerische Gebiet ist insbesondere der Beitrag von Edwin Ernst
Weber über den Bauernkrieg im nördlichen Oberschwaben von Interesse. Hier zwei
wichtige Ergebnisse: Für die Grafschaft Sigmaringen kann auch Weber keine wesentliche
Beteiligung von Bauern aus der Grafschaft, außer den Inzigkofern und - neu -
den Rulfingern, nachweisen. Die Frage, warum es hier vermutlich weitgehend ruhig
blieb, bedarf immer noch einer Klärung, die angesichts der Quellenlage jedoch nur
schwer möglich sein dürfte. Das Kloster Inzigkofen allerdings wurde bekanntlich von
Bauern überfallen und geplündert, wofür Graf Felix von Werdenberg durch seine Soldaten
hart bestrafte; u. a. wurde das werdenbergische Dorf Vilsingen niedergebrannt.
Hingegen beteiligten sich Bauern aus der Grafschaft Veringen am Bauernkrieg und
zwar bei dem zum Baltringer Haufen gehörenden Unlinger Haufen. Angemerkt sei,
dass dieses Ergebnis mit den Veringer Traditionen korrespondiert, denn als österreichische
Untertanen waren sie es bereits im 15. Jhd. gewohnt, sich in Innsbruck über
ihre Herrschaft zu beklagen. Ferner beteiligten sich Bauern der Klosterherrschaften
Wald und Heiligkreuztal am Bauernkrieg. Da sich Graf Felix nach der Niederschlagung
des Aufstands u.a. gegenüber Veringer und Heiligkreuztaler Untertanen sehr
grausam und rachsüchtig verhielt, so ließ er beispielsweise das Dorf Hitzkofen plündern
und zehn Häuser verbrennen, wurde er sogar vom Schwäbischen Bund gemaßregelt
. Diese Untertanen waren nämlich dem Weingartener Vertrag beigetreten; die Strafaktionen
liefen dem Vertrag zuwider und provozierten die Bauern neuerlich. Der Vetter
des Bauernjörg, Truchsess Wilhelm von Waldburg, rief dabei den Schwäbischen
Bund an, dem Werdenberger endlich das Handwerk zu legen (S. 328). Zu erwähnen ist
auch die Herrschaft Meßkirch, wo es zu einer bemerkenswerten Erhebung von Bauern
und Stadtbürgern kam.

269


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0283