Freiburger historische Bestände - digital

Neues Schrifttum

besonders auf die spezifischen politischen Ziele alle vier Besatzungsmächte. Nach
dieser Einführung werden die Besatzungszonen miteinander verglichen. Die verschiedenen
internationalen Konferenzen werden abgedeckt sowie „Institutionen und
Organisationen," „Begriffe und Ereignisse," ein „Ländervergleich" und schließlich
folgt eine Chronologie.

Dieses Buch ist nicht das typische Buch über die Besatzungszeit. Hier findet man
keine bewegenden Geschichten oder zuckersüßen Stories über GIs mit Schokoladenriegeln
oder Kaugummis. Keine alten Schwarzweißbilder von ausgebombten Gebäuden
oder Trümmerfrauen. Schließlich ist dies nicht die Aufgabe eines Handbuches.
Trotzdem, die zahlreichen Details, die schwarz auf weiß in diesem Buch dargestellt
sind, zeigen den Horror, die Hoffnung und Komplexität dieser Zeit. Es sind die kleinen
, bürokratischen Details, die die Menschlichkeit verdeutlichen: Die Spielzeuge,
Kleidung, Werkzeuge, medizinische Geräte, Bücher und weiteren Gegenstände, die
als Hilfsgüter im Wert von 328 Mio. DM von CARE nach Deutschland geschickt
wurden; die 140.000 Juden, die nach dem Krieg von Polen nach Bayern geflüchtet
sind, um dort neuen Pogromen zu entkommen; die „6.5 bis sieben Millionen Personen
," die den Status DP (Displaced Person) erhielten; die „3.3 Millionen ha," die
während der Bodenreform an „560.000 Berwerber" verteilt, und die 30 bis 300 RM,
die von der Stadt Stuttgart, als eine Art „Wiedergutmachung," an jeden zurückgekehrten
Häftling ausbezahlt wurden. Diese feinen Details und hunderte weitere zeigen
, wie enorm die Aufgabe der Alliierten und der Deutschen nach 1945 in Wirklichkeit
war. Dieser .Forest' von Details zeigt, daß die Bürokratie, die zu einem gewissen
Teil den Krieg und Erfolg der NSDAP ermöglicht hat, eine wichtige Rolle in der
Nachkriegszeit spielte. Ob Krieg oder Frieden, nichts läuft ohne sie.

Dieses Buch vermittelt mehr als die damalige Bürokratie und die Verwirrung der
Besatzung. Es ist eine Art Zeitkapsel. Begriffe, die in Vergessenheit geraten sind, oder
sogar nie erwähnt wurden, tauchen hier wieder auf. Von der ,Byrnes Rede' bis zum
Deutschlands Büro für Friedensfragen'; vom Jedermann-Programm' zu .Antifa-
Ausschüsse' oder ,Magnettheorie,' alle damals wichtigen Begriffe und Organisationen
, werden hier sorgfältig, aber trotzdem übersichtlich beschrieben. Vor allem sind
die Länder- und Personenprofile sehr interessant. Zwanzig Bundesländer sind sorgfältig
und bis ins letzte Detail dargestellt. Von der Größe des Landes (zum Beispiel
Mecklenburg-Vorpommern hatte 1946 22.938 km2 und 2.313.600 Einwohner!) bis
zur politischen Entwicklung aller Länder ist in diesem Buch alles akkurat und übersichtlich
präsentiert.

Schließlich sind hier nicht nur Fakten und Statistiken zu finden, sondern auch
interessante Geschichten über Personen. Der Morgenthau-Plan (S. 358ff), zum Beispiel
, wird eingehend analysiert. Bernd Greiner, Autor dieses Beitrages, zeigt die
Komplexität dieses umstrittenen Mannes, der von der Geschichte vielleicht etwas
unfair behandelt wurde, denn „von einer Entindustrialisierung aller deutschen Regionen
war nicht die Rede," (S. 359) Die 22 Seiten des biographischen Registers sorgen
dafür, daß keiner, der eine Rolle spielte, ob groß oder klein, vergessen wurde. Unbekannte
, wie U.S. Soldaten .Clarence Lionel Adcock' oder ,Paul Korb;' deutsche Soldaten
und „Mitglieder des Antifa-Ausschusses in Schwarzenberg" finden ihren Platz
neben General Lucius Clay, Berthold Brecht und Winston Churchill.

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