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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0302
Neues Schrifttum

Gerhard Taddey (Hg.): Gebhard Müller - Ein Leben -für das Recht und die Politik.
Symposium anläßlich seines 100. Geburtstages. Stuttgart: Kohlhammer 2000.
VIII, 98 S., 15 Abb. (Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden Württemberg, Reihe B Forschungen, 148. Bd.)

Der Band vereint sieben Beiträge über die Biographie und das Wirken Gebhard Müllers,
der in der Nachkriegszeit nicht nur einer der bedeutendsten Politiker des deutschen
Südwestens gewesen ist, sondern auch von 1958 - 1972 als Präsident des Bundesverfassungsgerichts
amtiert hat. Eindrucksvoll zeichnet die Veröffentlichung verschiedene
Facetten der Persönlichkeit und Karriere des im Jahr 1900 geborenen Gebhard Müllers
nach, der in seinem Leben herausragende Positionen in den drei Gewalten durchlaufen
hat, sei es als beamteter Jurist, Parlamentarier oder als Regierungschef.

Die Veröffentlichung geht auf ein Symposium zurück, das anläßlich des 100. Geburtstags
von Gebhard Müller am 17. April 2000 im Stuttgarter Staatsministerium
stattgefunden hat. Der Band wird eingeleitet durch die Begrüßung von Gerhard Taddey
und das Grußwort von Staatssekretär Lorenz Menz, wie sie auf dem Symposium
vorgetragen worden sind. Dem gut bebilderten Band sind zwei Beiträge von Frank
Raberg beigegeben, nämlich ausgewählte Daten zum Leben Gebhard Müllers und
eine Auswahl-Bibliographie.

Denken, und Handeln Gebhard Müllers sind aus seiner katholischen Prägung heraus
zu erklären, welche Paul Kopf in seinem Beitrag über den „Politiker aus dem
katholischen Milieu" untersucht. Gebhard Müller erhält diese katholische Prägung
zunächst im oberschwäbischen Füramoos/Kreis Biberach wo er als fünftes Kind des
dortigen Volksschullehrers am 19. April 1900 geboren worden ist. Doch zieht die
Familie wegen einer besser bezahlten Völksschullehrerstelle bereits 1906 nach Ludwigsburg
. Dort erlebt er die katholische Vereinskultur in der Diaspora. Elternhaus
und katholisches Milieu in Oberschwaben und in Ludwigsburg lassen in Gebhard
Müller die Entscheidung zum Priesterberuf reifen. Er absolviert das katholische
Landexamen als Bester des Jahrgangs, durchläuft in Rottweil das Konvikt und bezieht
das Wilhelmsstift in Tübingen, wo er katholische Theologie, Philosophie und
Geschichte studiert. 1922 wechselt er die Studienfächer, studiert, Rechts- und Staatswissenschaften
und wird Mitglied der katholischen Studentenverbindung Alamannia.
Auch nach seiner Abkehr vom Priesterberuf bleibt Müller im katholischen Milieu
verwurzelt, das zeitlebens seine politischen Grundsätze prägt. Die Abschaffung der
Konfessionsschule als Regelschule in Südwürttemberg durch die Große Koalition
konnte er bis zu seinem Tod nicht verwinden.

An dem Bruch in Müllers Biographie von 1922 setzt Kurt Hochstuhl mit seinem
Beitrag „Lebensziel Amtsrichter? Anmerkungen zur Biographie Gebhard Müllers bis
1945" an. Bundeskanzler Adenauer hat die abschätzige Bezeichnung „Amtsrichter"
vielfach für Müller benutzt und Müller selbst hat seine Zeit als Richter später in der
Rückschau als glücklichste Lebensphase bezeichnet. Nach Jurastudium, Promotion
und Referendariat sucht er 1930 angesichts der massiven Stelleneinsparungen im
Justizdienst während der Weltwirtschaftskrise beider Diözese Rottenburg Fuß zu
fassen, kommt aber über die Position eines juristischen Hilfsarbeiters nicht hinaus,
weil er das Angebot, Finanzrat in bischöflichen Diensten zu werden, ausschlägt. In

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