Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0304
Neues Schrifttum

Ludwig Weinacht im Rahmen seiner Analyse des Charakters Gebhard Müllers. Er
zeigt, wie Gebhard Müller mit größerer Härte als sein Freiburger Regierungschefkollege
Leo Wohleb den Spielraum gegenüber den französischen Besatzungsherren
geschickt ausgeweitet hat, namentlich im Demontagenstreit von 1948/49, und verweist
darauf, dass in Tübingen anders als in Freiburg eine Regierung wirkte, die sich
auf alle Fraktionen im Landtag stützte. Weinacht zeigt, dass Müller es verstand, die
Interessengegensätze von amerikanischer und französischer Besatzungsmacht auszunutzen
und die P resse im amerikanisch besetzten Württemberg-Baden für sich einzuspannen
.

Seit Frühjahr 1949 ist der Demontagenkonflikt mit den Franzosen ausgestanden.
Nun widmete sich Müller neben seiner äußerst sparsamen Regierungspolitik vor
allem der Herbeiführung des Südweststaats. Er kooperierte loyal mit dem Stuttgarter
Regierungschef Reinhold Maier und wurde trotz heftiger Anfeindungen aus dem
südlichen Baden zu einem Mittler zwischen Stuttgart und Freiburg. Weinacht untersucht
auf Grund von persönlichen Briefen Müllers und Wohlebs, die in den Staatsarchiven
Freiburg und Sigmaringen aufbewahrt werden, die vielzitierte persönliche
Freundschaft zwischen den Staatspräsidenten Württemberg-Hohenzollerns und
Badens. Er kommt zum Schluss, dass diese Freundschaft trotz wachsender Intensität
zwiespältig gewesen sei, weil die Beziehung der Beiden in der Südweststaatsfrage von
„einer scharf konturierten, sachlichen Gegnerschaft" bestimmt gewesen sei.

War indessen die „Staatsgründung im Südwesten im wesentlichen sein [d. h. Müllers
] Verdienst", wie es Weinacht unter Berufung auf Paul Feuchte und andere behauptet
? Weinacht räumt ein, dass es entgegen der von Müller favorisierten Abstimmung
nach alten Ländern „Reinhaid Maier gewesen [ist], der sich am 7. Dezember
1949 den Abstimmungsmodus in vier Bezirken hatte einfallen lassen", was zum von
Gengier und Kiesinger eingebrachten Entwurf für ein Neugliederungsgesetz geführt
habe, das mit einer Mehrheit diesseits der CDU-Mehrheit im Bundestag verabschiedet
worden sei. Zu fragen ist also, ob der Südweststaat nicht mindestens mehrere
Gründer gehabt hat (Weinacht spricht von Müllers „Rolle als Gründer des Bundeslandes
Baden-Württemberg") und wie die Anteile an der Gründung des Südweststaats
aufzuteilen sind. Aufgegangen ist eben am Ende die Strategie Reinhold Maiers
und nicht die Gebhard Müllers.

Klaus-Jürgen Matz zeigt in seinem Beitrag über Gebhard Müller zwischen 1952
und 1958, dass Müller 1952 erwartet haben muss, als Vertreter der CDU, der im
Gesamtland stärksten Partei, erster Ministerpräsident des neu geschaffenen Südweststaats
zu werden, obwohl er in einer Unterredung mit Maier wenige Tage vor dem
25. April 1952 selbst auf das Amt des Regierungschefs, ja sogar auf ein Ministeramt
verzichtet hatte. Dass ihn Reinhold Maier durch eine hinter seinem Rücken gezimmerte
Koalition der anderen demokratischen Parteien im Landtag überspielt hat und
selbst erster Ministerpräsident des Südweststaats geworden ist und die CDU in die
Opposition gedrängt hat, hat Gebhard Müller sein Leben lang als politisch nicht korrekt
und kränkend empfunden. Matz weist zu Recht darauf hin, dass Reinhold Maier
bereits an der Jahreswende 1950/51 in Württemberg-Baden entgegen seiner Absicht,
die CDU an der Regierung zu beteiligen, dazu gezwungen war, die Regierung alleine
mit der SPD zu bilden, „weil sich die CDU selbst bei der Regierungsbildung jeder

290


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2001/0304