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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0027
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen
2. KLOSTERALLTAG UND KLOSTERÄMTER

Begleitet von Konflikten innerhalb des Frauenkonvents gewinnt das Augustinerinnenstift
mehrfach in seiner langen Geschichte Anschluss an klösterliche Reformbewegungen
. Auf die Einführung der Klausur und die Übernahme der Reformstatuten
des bayerischen Augustinerchorfrauenstifts Pillenreuth im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts
folgt offenbar eine Gegenbewegung innerhalb des Konvents, die auf Ringe-
rung und Milderung einzelner Bestimmungen drängt und 1502 den Erlass moderate-
rer Vorschriften durch den damals als Visitator fungierenden Augustiner-Propst von
Indersdorf herbeiführt. Eine erneute Klosterreform im Gefolge der katholischen
Erneuerung scheitert mit ihrem Hauptanliegen einer strengen Klausurordnung Ende
des 16. Jahrhunderts noch am hartnäckigen Widerstand der Chorfrauen, um sodann
1643 unter maßgeblichem Einfluss der Konstanzer Jesuiten in die Aufstellung neuer,
strenger Statuten einzumünden, die mit nur wenigen Änderungen bis zur Säkularisation
Bestand behalten19. Die Statuten von 1643 führen eine vollständige Klausur mit Beseitigung
der im 15. und 16. Jahrhundert noch zugelassenen Ausnahmeregelungen ein. Das
Verlassen des Klosters ist den Schwestern fortan nur noch bei Feuer, Krieg und Pest
gestattet20, während andererseits der Zutritt in den Klosterbereich auf Beichtvater,
Arzt sowie Bedienstete und Handwerker beschränkt ist. Ungeachtet einzelner marginaler
Aufweichungen, von denen noch die Rede sein wird, zeichnet sich Inzigkofen im
18. Jahrhundert und bis zu seiner Aufhebung durch eine strenge Klausur aus.

Wie allenthalben in den kontemplativen Klostergemeinschaften wird auch in
Inzigkofen der Tagesrhythmus durch die Abhaltung des Chorgebetes zu den sieben
kanonischen Stunden gegliedert. Der klösterliche Tageslauf beginnt dabei mit der
Mette bereits um 24 Uhr, die im 18. Jahrhundert im Nonnenchor zwischen eineinhalb
und zwei Stunden dauert - je nachdem, ob die Mette „nur" gebetet oder aber gesungen
wird. Die anschließende zweite Etappe der Nachruhe endet um 6 Uhr morgens
mit Betrachtung und Prim im Chor, an die sich wiederum das Kapitel, d. h. die Versammlung
aller Schwestern im Kapitelsaal, mit geistlicher Lesung, Totengebet und
öffentlichem Bekenntnis von vorgekommenen Verfehlungen nebst Buß-Festsetzung
durch die Pröpstin anschließt21. Der Klostertag ist durch eine dichte Abfolge von
Chorgebeten, Mahlzeiten und Arbeit mit nur wenigen „Recreations"-Pausen angefüllt
und wird abends mit der Komplet und der anschließenden individuellen Gewissenserforschung
bis gegen 19.30 Uhr beschlossen. Im Vergleich zu anderen Frauenkonventen
erscheint in Inzigkofen auch der Tagesrhythmus und hier zumal die mitternächtliche
Mette mit der damit verbundenen Unterbrechung der Nachruhe als von
besonderer Strenge: In Wald wird werktags um 4 Uhr morgens, an hohen Fest- und
Sonntagen eine Stunde früher zur Mette geläutet22.

19 Becker (wie 5), S. 6; Eisele (wie Anm. 5), S. 132f.; Fechter (wie Anm. 4), S. 8f., 15.

20 In den Kriegszeiten der Frühen Neuzeit lässt sich die wiederholte Flucht des Inzigkofer
Konvents v.a. nach Konstanz und Kreuzlingen belegen, so 1610, 1632/45, 1646/47, 1688/89,
1703/04, 1796 und 1800 (Becker, wie Anm. 5, S. 29).

21 Kraus (wie Anm. 4), S. 137; Becker (wie Anm. 5), S. 36; Eisele (wie Anm. 5), S. 134f.

22 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 2), S. 306. Das Läuten zur Fest- und Sonntagsmette um 2 bzw. 3
Uhr wird 1745 durch den Abt von Salem auf 3 bzw. 3.45 Uhr abgewandelt.

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