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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0030
Edwin Ernst Weber

Anna Maria Schöpfer Anfang Oktober 1765 warten die Inzigkofer Frauen mehrere
Wochen vergeblich auf die beim Bischof erbetene gnädigste Licenz zur Wahl einer
Nachfolgerin unter Beistand des Visitators, bis schließlich der Abt von Kreuzlingen
auf eigene Faust den von zwei benachbarten Pfarrern und dem Klosterbeichtiger als
Notar und Zeugen begleiteten Stimmgang mittels Zettulin, also durch schriftliche
Stimmabgabe, vornehmen lässt. Als der Bischof am 21. Oktober per Eilbote ein weiteres
Zuwarten bei der Wahl befiehlt, ist Maria Augustina Mader (Amtszeit 1765 -
1776) bereits einstimmig zur neuen Stiftsvorsteherin gekürt worden, was der Bischof
nach einem Besuch des Abts offenbar akzeptiert36. Der Wahl von Maria Xaveria
Braig (1776 - 1808) zur nächsten und im übrigen letzten Inzigkofer Pröpstin
am 10. Oktober 1776 steht der Kreuzlinger Abt als schriftlich bestellter delegatus
episcopi bei37.

Unterstützt von der Priorin als ihrer Stellvertreterin, der Schaffnerin und den
gleichfalls gewählten zwei bis vier Ratsschwestern leitet die Pröpstin die Stiftsgemeinschaft
in geistlichen wie in weltlichen Angelegenheiten38. Mit Unterstützung des
weltlichen Konsulenten obliegt ihr dabei auch der gesamte Außenverkehr des Klosters
, der sich in einer umfangreichen Korrespondenz niederschlägt. Während der
langwierigen und 1765 schließlich zum Tod führenden Erkrankung von Pröpstin
Anna Maria Schöpfer ist die Stiftsgemeinschaft bei der dringlichen Suche nach einem
neuen Beichtiger nahezu gelähmt und muss sich wider Willen die Unterstützung des
Bischofs gefallen lassen, obgleich es uns (...) lieber und zu Beschizung unserer
Freyheit nuzlicber gewesen (wäre), wan wür selbst hätten können Einen tauglichen
Man aussehen und selben praesentieren, als wan uns einer widerumb geschickht
werde, allein bey disen Umbständen haben wür nichts machen könen, weilen in
dergleichen Fählen das mehriste von einer jeweiligen Pröbstin abhanget19.

Die klösterlichen Aufgaben sind ressortmäßig an einzelne Chorfrauen verteilt,
wobei die Bandbreite der in der Bezeichnung mitunter wechselnden Klosterämter von
den Führungspositionen der Priorin und Schaffnerin über die Portnerin (Besorgung
der Pforte, Verkehr mit der Außenwelt, Austeilung von Almosen), die Kellermeisterin
(Gehilfin der Schaffnerin mit Verantwortung für Vorräte und Tisch), die Kuchel-
meisterin (Aufsicht und Leitung der Küche), die Novizenmeisterin, die Gewandmeisterin
(Aufsicht über die Kleiderkammer), die Büchermeisterin (Verantwortung
für die Klosterbibliothek), die Küsterin (Mesnerfunktion), die Lichtermeisterin und
die Chorregentin (Leitung des Gesangs im Chor) bis zur Gartenmeisterin, Milchmeisterin
und Obstmeisterin reicht40. Eine besondere, über die Stiftsmauern hinaus
reichende Bedeutung kommt zumindest im 18. Jahrhundert der Klosterapotheke zu,
deren Leiterin zugleich als Krankenwärterin fungiert. Ähnlich wie im benachbarten
Kloster Wald ist offenkundig auch die Inzigkofer Apotheke exzellent ausgestattet und

36 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 245ff.

37 Ebd., S. 340ff.

38 Vgl. Eisele (wie Anm. 5), S. 147.

39 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 243ff.

40 Inzigkofer Konvent nach der Ordnung v. 10. 7. 1753 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4);
Eisele (wie Anm. 5), S. 148f.; Becker (wie Anm. 5), S. 43.

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