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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0031
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

versorgt über den innerklösterlichen Bedarf hinaus auch externe Weltleute per
Selbstabholung oder auch schriftliche Bestellung mit Medizin und anderen Heilmitteln
- nicht selten gratis oder als Almosen. Bei der Chorfrau Maria Monika Hafner
stößt das expansive Geschäftsgebaren der Klosterapothekerin Maria Rosalia Köberle
auf heftige Kritik, verstoße der in der Apotheke betriebene Uberfluss doch gegen die
klösterliche Armut und herrsche dort angesichts der ständigen Geschäftigkeit niemals
Feierabend noch Festtag. Auch werde durch das viele Geschwätz in der Apotheke
und mit den als Kunden erscheinenden Weltleuten an Pforte und Redfenster
das heilige Stillschweigen gebrochen, und die benachbarten Apotheker, die doch Weib
und Kind ernähren müssten, fluchten angesichts ihrer Geschäftseinbußen über die
klösterliche Konkurrenz41.

3. BEICHTIGER, VISITATOR UND BISCHOF

Die klösterliche Frauengemeinschaft erfährt von Seiten dreier Männer eine massive
Einwirkung in ihre inneren Angelegenheiten - durch Beichtiger, Visitator und
Bischof. Im Anschluss an die Stiftung zweier Altarpfründen in die Klosterkirche
durch Michael von Reischach 1467 hatte der päpstliche Legat in Deutschland den
Inzigkofer Chorfrauen die freie Besetzung der beiden Kaplanstellen mit Priestern
ihrer Wahl erlaubt und das Kloster damit bei seiner Seelsorgerwahl weitgehend unabhängig
vom Diözesanbischof und seiner Kurie gemacht. Auf den beiden Pfründstellen
, deren erste der Beichtiger der Chorfrauen und die andere sein Helfer bekleidete
, finden sich zunächst Ordensleute der Inzigkofen durch die Reformorientierung
verbundenen Chorherrenstifte Langenzenn und Indersdorf, seit der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts sodann ganz überwiegend Weltgeistliche aus der Diözese
Konstanz42. Der Einfluss zumal des Beichtigers auf die innerklösterliche „Gruppendynamik
", auf das geistige Leben und die Frömmigkeitspraxis des Stifts muss als ganz
herausragend erscheinen. Abhängig von der persönlichen Einstellung kann der Seelsorger
sowohl zur Anfeuerung wie auch zur Eindämmung der leicht überschiessenden
„Hochleistungsfrömmigkeit" der Klosterfrauen beitragen. Die in den 1750er Jahren
zu massiven Konflikten im Konvent führende Anbetung des Altarsakraments bei Tag
und Nacht ging vor allem auf die Initiative des damaligen Beichtigers Valentin
Heggele zurück, der auch nach seiner zwangsweisen Versetzung nach Triberg 1755
im Konvent ein Stein des Anstoßes bleibt und heftige Parteiungen auslöst43. Wenn
andererseits Heggeles Nachfolger Johann Chrisostomus Wolf auf seine kritische
Nachfrage, ob die bei Tisch praktizierte Lesung der vierbändigen Kirchengeschichte
der vier Erdteile und einer Lebensgeschichte des Reformators Martin Luther und

41 Kraus (wie Anm. 4), S. 144f.; zur Apotheke in Wald vgl. Kuhn-Rehfus (wie Anm. 2),
S. 304.

42 Eisele (wie Anm. 5), S. 128f.; Fechter (wie Anm. 4), S. 11, 15.

43 Schreiben von Pröpstin Anna Maria an den Abt von Kreuzlingen v. 21. 1. 1751 (Schriftverkehr
mit Kreuzlingen, wie Anm. 32); Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie
Anm. 4); Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 174ff.; vgl. dazu im hinteren Teil dieser Studie.

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