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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0033
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

könne49. Wohl vor dem Hintergrund der noch zu schildernden innerklösterlichen
Konflikte um die Frömmigkeitspraxis erlebt das Stift in der Amtszeit von Pröpstin
Anna Maria Schöpfer in der Mitte des 18. Jahrhunderts geradezu einen Verschleiß an
Beichtigern: Mit Valentin Heggele, Johann Chrisostomus Wolf und Joseph Anton
Schleicher ziehen nacheinander drei Seelsorger in Inzigkofen auf und verlassen das
Kloster bereits nach wenigen Jahren wieder. Dieser häufige Beichtigerwechsel belastet
die Schwestern offenbar so sehr, dass er selbst in der zur Glättung auch unebener
Lebensläufe neigenden Inzigkofer Nekrologiensammlung im Nachruf auf Pröpstin
Anna Maria Schöpfer unter der Rubrik Kreuz und Widerwärtigkeit aufgeführt
wird50. Der in der Folge den Inzigkofer Frauen so getreu dienende Johann Martin
Lauffer sichert sich bei seinem Aufzug im Chorfrauenstift 1765 dadurch ab, dass er
mit Zustimmung der Priorin des Klosters Katharinental als Kollatorin seine bisherige
Pfarrei Basadingen {Boßendingen) bei Dießenhofen noch für ein Jahr behält - für den
Fall, dass ihm die Beichtigerstelle in Inzigkofen nicht behagen sollte51.

Neben dem ordentlichen Seelsorger und seinem Helfer vor Ort werden die Inzigkofer
Klosterfrauen im 17. und 18. Jahrhundert überdies jeweils durch einen Extraor-
dinari-Beichtiger betreut. Es handelt sich dabei meistens um Jesuiten, die vielfach im
Hauptberuf als persönliche Beichtväter des Bischofs von Konstanz fungieren. Der
Bischof scheint auf das Inzigkofer Nebenamt seines Beichtvaters großen Wert zu
legen, denn als die Inzigkofer Frauen nach dem Tod von Pater Johann Evangelist
Wintler den Bußprediger Gregor Nidermayer als Nachfolger auserwählt haben,
reagiert das Diözesanoberhaupt auf diese Personalentscheidung deutlich irritiert, so
dass die Schwestern auf Anraten gescheiter Personen ihre Präferenz überdenken und
schließlich doch um Überlassung des neuen bischöflichen Beichtvaters Pater Joseph
Zwinger als außerordentlichen Seelsorger für ihr Kloster bitten. Wie sein Vorgänger
soll auch der Neue Inzigkofen zweimal pro Jahr besuchen. Der Bischof und sein
Beichtvater sind mit dieser „Wahl" einverstanden52. Diese Doppelfunktion des
bischöflichen Beichtvaters eröffnet dem Chorfrauenstift Inzigkofen einen direkten
Zugang zum Fürstbischof von Konstanz, der vielfach und häufig auch mit Erfolg
genutzt wird. Als die gnädigste Licenz des Bischofs für die Pröpstinnenwahl 1765
auf sich warten lässt, wenden sich die Inzigkofer Chorfrauen an ihren außerordentlichen
Beichtvater mit der Bitte um Beschleunigung der Sache; dieser überbringt
sodann persönlich die - angesichts der bereits erfolgten Wahl allerdings nicht mehr
relevante - Antwort seines Herrn53. Neben wechselnden, offenbar weitestgehend
gleichfalls dem Jesuitenorden angehörenden Missionaren übernimmt der bischöfliche
Beichtvater die periodischen Recollectionen, d. h. Sammlungstage, für die Augustine-

49 Ebd., S. 443ff.

50 Lebensbeschreibung der Pröpstin Anna Maria Schöpfer (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4); Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 174ff., 196, 243f.

51 Ebd., S. 257.

52 Ebd., S. 226ff.; allgemein Eisele (wie Anm. 5), S. 129, 154.

53 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 245ff.

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