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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0036
Edwin Ernst Weber

feiert. Aus Zeitmangel findet die eigentliche Visitation dann aber doch erst einige
Wochen später statt, wobei der Prälat ausdrücklich auf den übertragenen bischöflichen
Auftrag verweist, eine tief je Einsicht und nachseehung in geistlichen) und
Zeittlichen heschaffenheiten Unsers gottshauß zu machen und etwa festzustellende
Übel genau dem Bischof zu berichten. Nachdem der Visitator den zusammen gerufenen
Konvent zu Aufrichtigkeit und zur Offenbarung all dessen, was einer geistlichen
Disziplin schädlich sein könnte, gemahnt hatte, werden die Frauen einzeln examiniert
. Wie die erhaltenen Visitationsakten belegen, besteht die Visitation in praxi zu
einem wesentlichen Teil in vielfach kritischen Äußerungen der einzelnen Frauen über
Zu- und Missstände im Kloster und zumal über ihre Mitschwestern. Festzustellende
Unregelmäßigkeiten und Statutenverstöße geht der Visitator unmittelbar durch den
Erlass von Verordnungen an, die für die Klosterinsassen verbindlich sind. 1760 befindet
der Visitator entgegen allen Befürchtungen das Kloster in gutem Zustand und
attestiert der Klosterchronik zufolge auch dem Beichtiger, die Schwestern zu Tugend
und Vollkommenheit eifrig anzuhalten. Als offenbar einzige Verordnung verfügt der
Prälat die Erhöhung des Doppelgitters in der unteren Redstube64. Bei der Visitation
im September 1778 werden eine neue Läuteordnung sowie eine Neuregelung der
freiwilligen Bußwerke beim Mittagessen verfügt65. Die letzte Visitation durch den
damaligen Kreuzlinger Abt Jacob Ruef findet am 18. Mai 1802 und damit wenige
Monate vor der Säkularisierung von Inzigkofen statt66.

Eine kaum minder starke Position im Innenleben des Augustinerchorfrauenstifts
Inzigkofen nimmt der Bischof von Konstanz ein, dessen Einfluss und Aufsicht
zumindest im 17. und 18. Jahrhundert ganz erheblich über die bloße Bestätigung des
Ordensvisitators hinausreicht67. In einer regen Korrespondenz sowie, wie erwähnt,
über den Extraordinari-Beichtvater wird der Konstanzer Fürstbischof in allen nur
denkbaren Anliegen des Klosters informiert und eingeschaltet: An der Suche und
Bestellung eines neuen Beichtigers ist er, wie geschildert, mitunter ebenso beteiligt
wie an der Eindämmung überschießender Frömmigkeitspraktiken oder in Konflikten
mit dem hohenzollerischen Schutzherrn des Stifts. Als die von Beichtvater Heggele
eingeführte und von Pröpstin Anna Maria Schöpfer geförderte Anbetung des ausgesetzten
Altarsakraments bei Tag und Nacht zu massiven Spannungen im Konvent
führt und viele Klosterfrauen sich überfordert fühlen, ist es der Bischof, der die Aussetzungszeiten
1757 kürzt und diese Hochleistungsfrömmigkeit in ein 40- sowie ein
zehnstündiges Gebet umwandelt68. Gegenüber den Fürsten von Sigmaringen wie
auch Osterreich hat der Bischof die Rolle eines Schutzherrn inne, an den sich die Klosterfrauen
in Bedrängnissen durch die weltliche Obrigkeit regelmäßig wenden. In den
geschilderten Konflikten mit der Sigmaringer Regierung um den Nachlass von inner-

64 Ebd., S. 210ff.; als Beispiel für Verlauf und Inhalt einer Visitation Protokoll der Visitation
v. 4. 7. 1756 (wie Anm. 43).

65 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 356f.

66 Geissenhof (wie Anm. 4), Eintrag zu 1802.

67 ElSELE (wie Anm. 5), S. 25.

68 Lebensbeschreibung der Pröpstin Anna Maria Schöpfer (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4); Eisele (wie Anm. 5), S. 138.

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