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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0038
Edwin Ernst Weber

„Verflachung", sondern vielmehr eine vom damaligen Beichtiger Heggele und der
Pröpstin Anna Maria Schöpfer veranlasste und vor allem von jüngeren Schwestern
mitgetragene Steigerung der Frömmigkeitspraxis. Nachdem die Schwestern bereits
1577 auf Vermittlung des Jesuitenprovinzials Paul Hoff aus von Rom die Erlaubnis
erhalten hatten, das Allerheiligste in der Monstranz auf dem Nonnenchor neun bis
zehn Mal jährlich aussetzen und bei Tag und Nacht verehren zu dürfen74, beten die
Frauen in der Mitte des 18. Jahrhunderts das ausgesetzte Altarsakrament an rund 120
Tagen im Jahr rund um die Uhr und im Schichtdienst an. In einem Schreiben an den
Kreuzlinger Abt offenbart Pröpstin Anna Maria Schöpfer 1751 die ewige Anbetung
des höchsten Gutes als ihr großes Ziel. Dies sei indessen bei dem derzeitigen Konvent
nicht zu realisieren, bei zehn Frauen mehr im Kloster wäre es jedoch nach Auffassung
des Beichtigers möglich. Dafür indessen müssten Kloster und Kirche größer gebaut
werden, wozu beim herrschenden großen Geldmangel keine große Hoffnung bestehe
. Unter diesen Umständen würde es die Pröpstin schon als Erfolg werten, wenn die
Anbetung wieder im Umfang der rund 120 Tage des Vorjahrs zu erreichen wäre, und
bittet den Abt um die Vermittlung eines Ablasses auf die letzten drei Fasnachtstage,
Ostern, Pfingsten, die Fronleichnamsoktav, Weihnachten und weitere Oktaven, was
den Eifer der Schwestern gewiss vergrößern würde75.

Die Visitation von 1756 offenbart indessen, dass die von Beichtiger Heggele und
Pröpstin Anna Maria Schöpfer eingeführte Tag- und Nacht-Anbetung des ausgesetzten
Allerheiligsten an allen Festoktaven im Konvent sehr zwiespältig aufgenommen
und bewertet wurde. Priorin Maria Veronika Walz erbarmt sich ihrer Mitschwestern
wegen der diesen bei der Anbetung zugemuteten Nachtstunden, und Chorfrau Maria
Eleonora befindet, dass man keine weitere Obligation über das Maß hinaus annehmen
sollte, das der Konvent ohne besondere Beschwernis wohl halten könne. Maria
Dominica demgegenüber bittet bei der Visitation wie etliche andere Schwestern ausdrücklich
darum, die Praxis der Anbetung des Allerheiligsten bei Tag und bei Nacht
fortzusetzen76. Wohl als Reaktion auf die bei der Visitation sichtbar gewordene Überforderung
und den Unmut zumindest eines Teils des Konvents kürzt der Bischof von
Konstanz 1757 die Aussetzungszeiten, verbietet die von einigen Klosterfrauen praktizierte
Anbetung des Altarsakramentes bei Tag und bei Nacht und wandelt die seit
einigen Jahren übliche Aussetzung der Monstranz während der ganzen Oktav der
Hochfeste in ein 40- und zehnstündiges Gebet um. Im Nachruf von Pröpstin Anna
Maria Schöpfer wird vermerkt, dass ihr die Unterwerfung unter diese von der kirchlichen
Obrigkeit verfügte Eindämmung der von ihr geförderten Frömmigkeitspraxis
ungemein schwer gefallen sei77.

74 Becker (wie Anm. 5), S. 36; Eisele (wie Anm. 5), S. 137.

75 Schreiben von Pröpstin Anna Maria Schöpfer an den Abt von Kreuzlingen v. 21. 1. 1751
(Schriftverkehr zwischen Inzigkofen und dem Abt von Kreuzlingen 1710 - 1751, wie Anm. 32).

76 Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4).

77 Lebensbeschreibung der Pröpstin Anna Maria Schöpfer (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4); Eisele (wie Anm. 5), S. 138.

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