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Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

fenster sogar gänzlich verschlossen bleiben und soll auch, mit Ausnahme von Unaufschiebbarem
, den Schwestern nichts angezeigt und ausgerichtet werden90.

6. EXTRAVAGANZ IN DER KLEIDUNG

Höchst interessante, geradezu pikante Aufschlüsse eröffnet das Klageschreiben von
Maria Monika Hafner zur klösterlichen Kleidung. Nach den Statuten von 1643 hatten
die Chorfrauen über einer weißen Kutte als Habit einen sog. Sorrock aus grauem
Leinen und am Kopf einen weißen Schleier und darüber einen schwarzen Weiel
(Weyhl) zu tragen. Bei den Laienschwestern war der Sorrock schwarz und die Kopfbedeckung
weiß91. Während des Chordienstes wurde von den Konventschwestern
über dem Sorrock ein römischer Chorrock aus Leinwand mit weiten Ärmeln getragen
, wobei dem Bericht von Hafner zufolge jeder Schwestern jeweils ein werktägliches
, ein feiertägliches und ein hochzeitliches Exemplar zur Verfügung stand. Zur
Empörung der Schreiberin behalte sich die Pröpstin statutenwidrig das Tragen des
hochzeitlichen Chorrocks vor, während sich die übrigen Klosterfrauen damit lediglich
an ihrer Profess und sodann ihr Lebtag nicht mehr kleiden dürften. Gleichermaßen
kritikwürdig erscheint es ihr, dass verschiedene Mitschwestern in übertriebener
Weise auf die Sauberkeit ihrer Kleidung achteten und ihre Kutten so häufig
wuschen, bis der Stoff breche92.

Geradezu empörend und als eklatanter Verstoß gegen die vorgeschriebene klösterliche
Armut erscheint Maria Monika Hafner indessen die bei den jüngeren Schwestern
eingerissene Übung, Schnürmieder mit Fischbeiner zu tragen. In früherer Zeit
hätten alle Schwestern, auch die ehedem zahlreichen Gräfinnen und Baroninnen,
einheitlich ein Gewand aus Barchent für den Sommer und ein solches aus Wolle im
Winter getragen. Lediglich Gestältlein ohne Fischbein und Haften seien gestattet
worden, keinesfalls aber Schnürmieder. Die unabgetöteten jüngeren Klosterfrauen,
die der Eitelkeit ergeben waren und vermeinten, nicht schlank (rahn) genug zu sein,
hätten indessen bereits die damalige Pröpstin Dorothea Karrer (Amtszeit 1713 - 1740)
beredet, ihnen Schnürmieder zu erlauben. Dies sei angeblich förderlich für Gesundheit
und Ehrbarkeit, da die Weibsbilder ihre großen Brüste solchermaßen einschnüren
müssten, um jungfräulich vor die Weltleute am Redfenster treten zu können
. Neben der dahinter zum Vorschein kommenden Eitelkeit rügt Maria Monika
Hafner auch die höheren Kosten der Schnürmieder gegenüber einfachen Leibmiedern
sowie die gesundheitlichen Nachteile des starken Schnürens, zumal sich die Schwestern
während des Chorgebetes vielfach verneigen müssten93.

90 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 351 f.

91 Eisele (wie Anm. 5), S. 149; zur Übernahme des Sorrocks vom Kloster Pillenreuth vgl.
Becker (wie Anm. 5), S. 32.

92 Kraus (wie Anm. 4), S. 151.

93 Ebd., S. 151 f.

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