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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0046
Edwin Ernst Weber

Diese die Gleichheit unter den Schwestern verletzende Vorzugsbehandlung der
Klostervorsteherin und ihrer Begleiterinnen bei der Aderlässe wird durch die bereits
mehrfach erwähnte Verordnung von Pröpstin Maria Xaveria Braig von 1776 ausdrücklich
verboten: Die Aderlässerinnen sind demnach künftig bei den Speisen alle
gleich zu halten, auch wenn die Pröpstin bei ihnen ist. Reguliert werden zugleich die,
wie geschildert, zeitweise auch bei dieser Gelegenheit eingegangenen freiwilligen
Gebetsverpflichtungen der Schwestern. Künftig sind bei den gewöhnlichen Frühlings
- und Herbstaderlässen nur noch jeweils ein Psalter für die Pröpstin und ein weiterer
in die Küche zu leisten, bei außerordentlichen Aderlässen während des Jahres
reicht ein Rosenkranz aus. Bei diesen Extraordinari-Anlässen wird überdies das
Fernbleiben vom Tischsegen für drei Tage im Winter und zwei im Sommer erlaubt100.

8. FASNACHTSSCHERZE IM KLOSTER

Der hinter den aufgeführten Kritikpunkten immer wieder aufscheinende Generationenkonflikt
im Kloster offenbart sich gänzlich ungeschminkt in den Schilderungen
von Chorfrau Maria Monika Hafner zum Fasnachtsbrauchtum im Konvent. Besonders
empörend empfindet die Kritikerin dabei den neuerdings eingerissenen närrischen
Missbrauch des Kapitels, wo anstelle des üblichen öffentlichen Bekenntnisses
von Fehlern und Vergehen im Klosteralltag an den Fasnachtstagen nunmehr von verschiedenen
Schwestern erdichtete Fasnachtspossen vorgebracht würden. Sogar den
Laienschwestern werde dies gestattet. So sei beispielsweise reu- und demütig als Vergehen
bekannt worden, dass man eine Maus aus der Falle laufen oder die Mäuse einen
Birnenschnitz unter dem Kopfkissen habe essen lassen. In früherer Zeit habe man
sich im Konvent in der Fasnacht ehrlich miteinander erlustigt, und nach der Komplet
gab es eine geistliche Rekreation von einer dreiviertel Stunde, sodann sei man still zur
Ruhe gegangen. Jetzt aber lasse die Pröpstin alles zu, was jeder Schwester einfalle,
wodurch man alle Jahre kecker und ausgelassener werde. Von den vielen jungen Leuten
im Konvent werde getanzt, gesungen und gesprungen. Als man beispielsweise im
Vorjahr schweigend und in Paaren vom Nachttisch in die Konventstube gegangen sei,
habe Maria Dominica Schrayvogel plötzlich gegen sechs bis acht Schellen ertönen
lassen, die sie zuvor mit Erlaubnis der Pröpstin durch die Knechte dem klösterlichen
Rindvieh abziehen ließ. Dies habe bei den jungen Leuten im Konvent ein lautes
Geschrei und Gelächter ausgelöst. Damit nicht genug habe wiederum Maria
Dominica, als man nach der Komplet den Dormetersegenwi sprach, durch das obere
Fenster einen langen Besen in den Raum gesteckt, was wiederum ein allgemeines und
lautes Lachen und Scherzen hervorrief, so dass man die Chorwochnerin nicht mehr
verstehen konnte.

100 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 350.

101 Vermutlich Segensgebet zur Nachtruhe.

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