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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0052
Edwin Ernst Weber

unbestrittene Krönung, das grandiose Gitter der Nonnenempore117. Unter den oberschwäbischen
Frauenklöstern gelten die Inzigkofer Augustinerinnen zusammen mit
den Zisterzienserinnen von Heggbach und Gutenzell als hervorragende „Nadelkünstlerinnen
"118. Auch die kunsthandwerklichen Talente verschiedener Schwestern
werden in den erhaltenen Lebensbeschreibungen gewürdigt, so etwa Maria Jacoba
Maucher (1633 - 1707), die den Convent mit ihrer guetten Strickharbeith mit hauben
und anderen versehen, oder Maria Carolina Sonner (1636 - 1716), die, ohne daß sie es
gelehrnet, schöne arbeithen gemacht. Maria Rosa Molitor (1664 - 1731), die bei der
Musik und im Chor nicht viel leisten konnte, weil sie die Stimme verlor und großes
Halsweh bekam, fand einen Ausgleich in ihren schönen Blumenarbeiten sowie offenbar
auch in literarischen und dichterischen Leistungen, und auch die bereits erwähnte
Maria Ursula Gestirner, deren Gesangslaufbahn durch Schwerhörigkeit gestoppt
wurde, verlegte sich auf das Kunsthandwerk und fertigte schöne Blumenarbeiten und
sodann Stickereien mit Gold, Silber und Seide119. Glanzpunkte ihres Schaffens waren
dabei ein kunstvolles Perlenornat sowie eine Perlenkrone für die Klosterkirche sowie,
auf dessen Verlangen, ein gesticktes Ornat für den Abt von Kreuzlingen. In die Arbeit
am Perlenornat wurde sie von einer Dominikanerin aus Ennetach eingelernt, wobei
das Werk durch den Tod von Pröpstin Maria Dorothea Karrer unterbrochen und erst
Jahre später auf Drängen des Extraordinari-Beichtigers Pater Maximilian Dufrene
durch die Chorfrau Maria Ignatia von Groben vollendet wurde120.

Herausragende kunsthandwerkliche Talente besaßen schließlich im 18. Jahrhundert
auch die beiden Chorfrauen Maria Clara Wegscheider und Maria Rosa von
Ponsar, die im Klageschreiben ihrer Mitschwester Maria Monika Hafner in besonderer
Schärfe der Missachtung von Regel und Statuten geziehen werden. Maria Clara
(1715 - 1758), die jüngste Schwester des Riedlinger Barockmalers Joseph Ignaz
Wegscheider121, verstand sich neben ihren erwähnten musikalischen Fähigkeiten
offenbar in besonderer Weise auf das Wachsbossieren und Blumenarbeiten. Mit dem
Versprechen, als Gegenleistung hl. Messen zu lesen, wandten sich der Schilderung von
Maria Monika Hafner zufolge zahlreiche Pfarrer an sie und erbaten für ihre Kirchen
und Kapellen vielfältige kunsthandwerkliche Leistungen, so etwa das Bemalen eines
Kreuzes, die Bearbeitung von Reliquien (Hayltumb), die Fertigung von Weihnachtskrippen
oder die Herstellung eines Fatschenkindes samt Kleidung, Landschaft und
offenbar einer Glasabdeckung. Für diese Arbeiten verbrauche die Schwester viel Zeit,
und was an Material erforderlich sei, müsse ihr die Schaffnerin von der gemeindt, also
aus dem Klostervermögen, geben. Anderes werde einfach aus der Apotheke geholt.
Wachsarbeiten sowie den Umgang mit Farben, Silber und Goldblättlein beherrsche

117 Vgl. Edwin Ernst Weber: Krippenbau und Kunsthandwerk im Kloster Inzigkofen. In:
Hohenzollerische Heimat J. 51 (2001), S. 2 - 7.

118 So der Brauchtumsexperte Jürgen Hohl, Eggmannsried, in seinem Vortrag „Klösterliche
Kostbarkeiten aus Truhen und Kästen - kunsthandwerkliche Klosterarbeiten aus Frauen- und
Männerklöstern des 18. Jahrhunderts" am 16. 3. 2001 im Volkshochschulheim Inzigkofen.

119 Zit. nach Engelmann (wie Anm. 28), S. 146, 154, 161, 163.

120 Ebd., S. 164; Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 447f.

121 Freundl. Mitteilung von Winfried Assfalg, Riedlingen, v. 3. 9. 2000.

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