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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0056
Edwin Ernst Weber

Vorsteherin zu große Leichtgläubigkeit gegenüber Verleumdungen und Intrigen vor.
Die Oberschaffnerin sieht dabei den klösterlichen Baumeister als Opfer, Schwester
Maria Martha die Priorin und Schwester Maria Ignatia den Beichtiger. Nach dem
Eindruck von Maria Martha Sedlmayr lässt sich die Pröpstin gar leicht sinistre
berichten, weswegen verschiedene Klosterfrauen sich rühmten, sie könnten die
Vorsteherin sechs Mal am Tag herumbringen, wenn sie nur wollten131.

Selbst der Nachruf auf die am 5. Oktober 1765 im Alter von 66 Jahren verstorbene
Pröpstin enthält dezente Umschreibungen ihrer Leichtgläubigkeit und Konfliktscheu
. Neben großer Demut, Sanftmut, Geduld, Eifer zum Gottesdienst und kindlichem
Vertrauen auf die göttliche Fürsicht wird ihr attestiert, dass sie zwar einen
guetten, doch keinen durchtribenen (!) politischen Verstand, eine kluge Einsicht und
ein gutes Urteil hatte. Ihr aufrichtiges Gemüt habe sich nicht auf zweideutige und
verdeckte Redensarten verstanden, auch habe sie geglaubt, es meine Jedermann alles
so guett und aufrichtig wie sie. Es war ihrem mülden gemüth auch nicht möglich,
jemandem etwas abzuschlagen, selbst wenn sie etwas nicht gerne erlaubte, was ihr des
öfteren Skrupel und Angstigkeiten beschert, auch sonst zu Widerwärtigkeiten Anlass
gegeben habe. Dem Nachruf zufolge fiel es ihr sehr schwer, wenn sie gegen eine oder
andere ihrer Untergebenen mit etwas schärferen Bußen vorgehen musste. Während
ihrer Amtszeit habe es ihr niemals an Kreuz und Widerwärtigkeit gemangelt132.

Der Eüfrige (...) Herr Beichtiger133 Valentin Heggele scheint über seine Wegversetzung
von Inzigkofen 1755 hinaus mit seinen offenbar vor allem auf eine weitere
Steigerung bestimmter Frömmigkeitsformen abzielenden Vorstellungen im Konvent
weiter präsent zu sein, ja, Haltung und Einstellung zu ihm sind offenbar ausschlaggebend
für die Parteibildung innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft. Wie berichtet
, bezichtigt die Priorin bei der Visitation von 1756 die Mitschwestern Maria Angela
, Maria Dorothea, Maria Rosalia und Maria Clara, noch immer die Partei des ehemaligen
Beichtigers Heggele zu unterhalten. Oberschaffnerin Maria Anna Hechstet-
ter sorgt sich beim selben Anlass, der mittlerweile offenbar in Markdorf ansässige
Heggele könnte dann und wann nach Inzigkofen kommen, und Schwester Maria
Benedicta zufolge ist die eine oder andere Frau noch wegen des Heggele missvergnügt134
. Für fortbestehende Spannungen im Konvent und gewisse Reibungen mit
den nachfolgenden Beichtvätern sprechen die gleichfalls bei der Visitation von 1756
geschilderte, Maria Clara Wegscheider zur Last gelegte Anstiftung der Pröpstin gegen
den Seelsorger, die 1760 dem Bischof hinterbrachte - von Pröpstin und Beichtiger
indessen abgestrittene - Bildung von gar schädlichen factiones im Kloster, an denen
der Beichtiger einen ziemlichen Anteil haben soll135, und nicht zuletzt der rasche
Weggang der beiden auf Heggele folgenden Beichtväter Johann Christostomus Wolf

131 Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4).

132 Lebensbeschreibung der Pröpstin Anna Maria Schöpfer (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4).

133 So seine Charakterisierung im Schreiben von Pröpstin Anna Maria Schöpfer an den Abt
von Kreuzlingen v. 14. 1. 1749 (wie Anm. 56).

134 Visitation v. 4. 7. 1756 (Visitationen 1609 - 1756, wie Anm. 4).

135 Klosterchronik (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 174ff.

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