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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0057
Geistliches Leben und klösterlicher Alltag im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen

sowie Joseph Anton Schleicher nach jeweils nur kurzer Zeit in Inzigkofen136.
Symptomatisch für die herrschenden innerklösterlichen Zwistigkeiten ist der bei der
Visitation von 1756 geäußerte Wunsch der Chorfrau Maria Barbara, wonach undter
denen Schwestern eine bessere einverständnus und liebe seyn (solte).

12. PERSÖNLICH GEPRÄGTE FRÖMMIGKEIT UND ANDACHT

Die geschilderten Richtungskonflikte um die Praxis des geistlichen Lebens und klösterlichen
Alltags im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen sind freilich eingebettet in
ein breites Spektrum einer offenkundig auch noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
selbstverständlichen und im Konvent allgemein akzeptierten barocken
Frömmigkeit. Von großer Bedeutung sind dabei bestimmte Formen einer persönlich
geprägten Andacht und Gottes- und Heiligenverehrung wie die bereits erwähnte
Anbetung des ausgesetzten Altarsakramentes, die Verehrung des göttlichen Herzens
Jesu, die Betrachtung des Leidens Jesu, die Verehrung des hl. Josef oder das Gebet für
die armen Seelen137. Die konkreten Erscheinungsformen dieser Andachts- und Verehrungspraxis
hängen dabei interessanterweise in hohem Maße vom individuellen
religiösen Interesse der einzelnen Frauen ab.

Der kurzfristigen Priorin Maria Veronika Walz (1701 - 1768) beispielsweise ist das
Gebet für die armen Seelen im Fegefeuer ein besonderes Herzensanliegen, so dass sie
mit Erlaubnis der Pröpstin mit ihrem geschenkten Geld zwei Bildtafeln mit den
armen Seelen malen und sodann in der Oktav vor Allerseelen, wenn der Seelenrosenkranz
gebetet wird, auf die Altäre der Klosterkirche stellen lässt. Weitere ersparte und
erbettelte Geldmittel verwendet sie für die Beschaffung von Kerzen, die auf den
Seitenaltären neben den Armen-Seelen-Tafeln brennen138. Maria Clara Wegscheider
und gleichermaßen Maria Dominica Schrayvogel (1723 - 1781) wiederum zeichnen
sich den Necrologien zufolge durch eine besondere Liebe zum Altarsakrament aus,
dessen Verehrung sie viel Zeit und Andacht widmen. Gleiches gilt für die Pröpstin
Anna Maria Schöpfer, die nachts zur Verehrung des hl. Sakramentes in ihrer Zelle
aufsteht und mit dem ihr verehrten Geld verschiedene Schmuck- und Ausstattungsgegenstände
für die Kirchenaltäre beschafft. Maria Dorothea Köberle sodann widmet
sich als langjährige Oberküsterin in besonderer Weise dem Kirchenschmuck und
verwendet darauf neben Zeit und Arbeit offenbar ihre Ersparnisse. In ihrer Zelle
gebraucht sie ihrer Lebensbeschreibung zufolge Bußwerk, also wohl die Selbstgeißelung139
. Zu den bemerkenswerten Erscheinungsformen der in Inzigkofen praktizierten
Frömmigkeit darf schließlich auch ein vom Sigmaringer Barockmaler Andreas
Meinrad von Au 1746 geschaffenes Altartafelbild Erbsünde, Erlösung, Dreifaltigkeit

136 Ebd., S. 196, 243f.

137 Eisele (wie Anm. 5), S. 137 - 140.

138 Lebensbeschreibung der Chorfrau Maria Veronika Walz (Lebensbeschreibungen 1742 -
1801, wie Anm. 4).

139 Lebensbeschreibungen der Chorfrauen Maria Clara Wegscheider, Maria Dominica
Schrayvogel, Maria Dorothea Köberle sowie der Pröpstin Anna Maria Schöpfer (ebd.).

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