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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0064
Edwin Ernst Weber

Tief erschreckt werden die Inzigkofer Chorfrauen sodann 1773 durch die Vertilgung
der preiswürdigen Societät, d. h. die Aufhebung des Jesuitenordens durch
Papst Clemens XIV Mit den Jesuiten, die vielfach als Extraordinari-Beichtväter, als
Missionare und Festprediger nach Inzigkofen kommen und auf deren Einfluss die
Statuten von 1643 maßgeblich zurückgehen, verbindet das Kloster über mehr als zwei
Jahrhunderte eine besondere Beziehung. Über die Ursachen der päpstlichen Ordensaufhebung
kann sich die Klosterchronistin keinerlei Reim machen, hätten sich die
Jesuiten doch große Verdienste um die Kirche erworben und werde ihre unbarmherzige
Austreibung doch allenthalben sehr bedauert. Mit besonderem Befremden
nimmt man wahr, dass sich auch das Haus Osterreich, das ihnen doch in der Vergangenheit
beständig großen Schutz gewährt habe, an den Maßnahmen gegen die
Jesuiten beteiligt und die Wegnahme ihrer Güter und der Verkauf der Mobilien auch
durch österreichische Commissare erfolgt169.

15. DER UNTERGANG DER KLÖSTERLICHEN WELT

Der unfassbare Untergang einer Welt bedeuten für die Inzigkofer Schwestern dann
offenkundig die österreichischen Klosteraufhebungen durch Kaiser Joseph II. 1782,
an denen sie durch das bittere Schicksal der beiden benachbarten Franziskanerinnen-
Klöster Laiz und Gorheim ganz unmittelbar Anteil nehmen. Nachdem bereits der
Befehl des neuen Kaisers Joseph II. an alle Klöster, Weltgeistliche und Stiftungen in
österreichischen Gebieten zur genauen Benennung ihres Vermögens und ihrer Einkünfte
für einige Unruhe gesorgt hatte, lösen die sich alsbald bestätigenden Gerüchte
, der Kaiser wolle alle Klöster beiderlei Geschlechts in den Erblanden als dem Staad
mehrer schädlich als nuzlich aufheben, der Klosterchronik zufolge allenthalben in der
klösterlichen Welt wie auch bei weltlichen gutten Christen und mitleydigen Herzen
einen unbeschreiblichen Jammer und Lamentation aus. Obgleich man sich sehr wohl
bewusst ist, dass wür nit östereichisch seynd, und mit dieser Begründung beispielsweise
das in allen österreichischen Orten nach dem Tode von Kaiserin Maria Theresia
1780 vorgeschriebene Seelamt verweigert, bangt man in dieser Situation auch in Inzigkofen
um den eigenen Fortbestand. Wie andere im Reich, d.h. in den nichtösterreichischen
Reichsterritorien gelegene Klöster fürchtet man auch in Inzigkofen, dass
sich die Reichsfürsten der österreichischen Maßnahme anschließen könnten - massen
wür Just die Jenige Zeitten hatten, wo die liebe Geistlichkeit ungemein gering
geschalt (!) und verachtet wurde. Für eine gewisse Beruhigung sorgt unter diesen
Umständen die mehrfach gegebene Versicherung des Sigmaringer Fürsten, der
zugleich Schutzherr des Klosters wie auch Landes- und Ortsherr in Inzigkofen ist,
dass er zu dergleichen niemals bereit sei. Wie bereits geschildert veranlasst in dieser
gefährlichen Lage der Visitator die Inzigkofer Klosterfrauen, Wertgegenstände des
Stifts nach Kreuzlingen in Sicherheit zu bringen, was der parallel konsultierte Bischof
von Konstanz indessen als zu gefährlich missbilligt170.

169 Ebd., S. 309ff.

170 Ebd., S. 369ff.

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