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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0078
Andreas Zekorn

aufhebungen in Hohenzollern-Sigmaringen können im Folgenden nur einige Grundzüge
der Motive für die josephinischen Klosteraufhebungen dargestellt werden: Eine
staatskirchliche Tradition und die Ideen der Aufklärung prägten den Josephinismus,
unter dem man „die spezifische österreichische Form einer allgemeinen gesellschaftlichen
, politischen und kulturell-geistigen Bewegung, die im 18. Jahrhundert mit der
Krise des europäischen Bewusstseins ... begann und innerhalb der österreichischen
Länder verschiedene Wirkungen erzeugte", versteht. Der Begriff ist also nicht auf die
Regierungszeit Josephs II. oder auf die kirchenpolitische Seite beschränkt30. Joseph
ging mit seiner Kirchenpolitik jedoch weiter als seine Mutter Maria Theresia, unter
der es bereits zu Säkularisationen von Klöstern in der Lombardei und zu Einschränkungen
für andere Klöster gekommen war. Das kirchliche Reformprogramm Maria
Theresias war von einer milden katholischen Aufklärung bestimmt und griff
zunächst nur wenig in die inneren Verhältnisse der Kirche ein. Josephs Kirchenpolitik
dagegen wollte ein von Rom weitgehend abgetrenntes Staatskirchentum schaffen31
. Die Politik orientierte sich theologisch am Jansenismus32, an einer praktischen
Frömmigkeit, ohne dass der Kaiser selbst Jansenist gewesen wäre33. Joseph war
zudem von Naturrechtsauffassungen und den Ideen der abendländischen Aufklärung
geprägt. Es ging um eine „vernunftmäßige, aufgeklärte Gottesverehrung"34 und um
Nützlichkeit: Die Funktion der Geistlichen und Religiösen sollte in der Aufrechterhaltung
der Moral sowie in Bildungs- und Sozialfunktionen, d.h. der Tätigkeit in
Gottesdienst, Christenlehre, Schule oder Krankenpflege bestehen. Ein zurückgezogenes
Leben der Religiösen im Kloster, Mystik und Kontemplation betrachtete er als
Müßiggang. Orden, die derartiges praktizierten, „waren dem Nächsten ganz und gar
unnütz" und konnten auch Gott nicht gefällig sein, wie es in einer kaiserlichen
Resolution vom 6. Dezember 1781 hieß. Bei den Frauenklöstern waren nur jene

30 Reinalter, Vorwort, in: Der Josephinismus (wie Anm. 7), S. 7f.

31 Reinalter, Aufgeklärter Absolutismus (wie Anm. 7), S. llff; Elisabeth KovAcs, Josephi-
nische Klosteraufhebungen (wie Anm. 27), S. 169ff. (auch zu den Maßnahmen unter Maria
Theresia); Aretin, Josephinismus (wie Anm. 7), S. 516, 520; Wolf, Aufhebung der Klöster
(wie Anm. 2), S. 3ff. (zu den Reformen und Eingriffen unter Maria Theresia).

32 Der Jansenismus war eine von Cornelius Jansen (1585 - 1638) ausgehende, religiös-sittliche
Reformbewegung, die zunächst in Frankreich verbreitet war, aber auch Eingang nach Osterreich
fand. Seine Programmpunkte waren u.a. eine Renaissance augustinischen Denkens,
religiös-asketische Verinnerlichung und strenge Moralgrundsätze. Innovative Aspekte waren
die veränderte Stellung der Laien in der Leitung der Kirche, eine für alle verständliche Liturgie,
die Aufwertung der Frauen, der unmittelbare Zugang zur Bibel in der Volkssprache und die
Pädagogik (Francoise Hildesheimer: Jansenismus. In: Lexikon für Theologie und Kirche,
Bd. 5, Freiburg 1996 (3. Aufl.), Sp. 739-744. Der Jansenismus vertrat ein vom Staat geprägtes
Staatskirchentum, lehnte alle Äußerlichkeiten ab und strebte eine Verinnerlichung der Kirche
an. Insofern kamen diese Ideen dem aufgeklärten Absolutismus entgegen (Aretin, Josephinismus
[wie Anm. 7], S. 512).

33 Klueting, Josephinismus (wie Anm. 1), S. 10f.; Aretin, Josephinismus (wie Anm. 7), S. 512.

34 Valjavec, Josephinismus (wie Anm. 26), S. 35ff.; Zöllner, Aufklärung und Josephinismus
(wie Anm. 7), bes. S. 35f.; Wolf, Aufhebung der Klöster (wie Anm. 2), S. 16ff.

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