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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0088
Andreas Zekorn

Weitere Reaktionen der Bevölkerung, außer der Schrift der Gemeinde Laiz, sind in
den eingesehenen Akten nicht überliefert. Die Klosteraufhebungen wurden in der
Bevölkerung wohl weitgehend hingenommen. Die kulturelle Ausstrahlungskraft,
etwa des Klosters Gorheim in Sigmaringen, wird nicht sehr stark gewesen sein. Und
auch die wirtschaftlichen Folgen dürften, abgesehen von den Kreditkündigungen,
nicht gravierend gewesen sein, worauf noch zurückzukommen ist. Man versuchte im
Gegenteil später bei den Versteigerungen der Klostergüter etwas von diesen Gütern
für sich zu erwerben, wie beispielsweise die Stadt Sigmaringen. In manchen Teilen der
Bevölkerung mag die Aufhebung der Klöster auf Unverständnis gestoßen sein75; in
anderen Teilen wiederum kann aufklärerisches Gedankengut mit einer gleichgültigen
oder gar negativen Einstellung gegenüber den Bettelorden vorhanden gewesen sein,
wie es bei Clavel oder den vorderösterreichischen Beamten der Fall war. Schließlich
war das Verhältnis zwischen Gorheim und der Stadt Sigmaringen gespannt, denn es
gab häufig Streitigkeiten wegen des Beitrags des Klosters zu Kriegsleistungen und
Kontributionen. Die Bereitschaft, sich für die Orden einzusetzen, mag aus diesen
Gründen nicht sehr stark gewesen sein.

Mit den Aufhebungsgeschäften waren Biermann und Rahn bis zum 10. März in
Laiz beschäftigt. Beim Abschied bedankte sich der Konvent für die gute Behandlungsarth
und stellte sogar ein Attest aus, dass er mit der Kommission und dem
Ablauf der Aufhebung zufrieden gewesen sei, wie Biermann in seinem Protokoll vermerkt76
. In der Tat muss der Kommissar sehr mitfühlend vorgegangen sein. Es wird
in der Inzigkofer Klosterchronik davon berichtet, dass er großes Mitleid mit den
Schwestern hatte und verschiedentlich sogar mit ihnen weinte77.

Dem Rentamt Stockach konnten von Laiz kirchliche Praetiosa im Wert von 720 fl.,
Kirchenkapitalien in Höhe von 267 fl. und 16.215 fl. an gegen Zins verliehene
Klosterkapitalien abgeliefert werden. Derartige Werte waren gemäß einem Durchführungsdekret
sofort der Kameralkasse auszuhändigen78. Unter den Pretiosen
befanden sich zwei silberne Kelche, eine silberne Ampel, Wandleuchten, Opfer-
kännlein, ein silberner Christus, aber auch silberne Messer und Löffel. Hinzu kamen
Messgewänder, Paramente, Antipendien und Altarzubehör. Auch die zahlreichen
gestifteten Kleidungsstücke für die Muttergottes, zu der die Wallfahrten führten,
wurden eingezogen. Bei deren Einzug kam es zu folgendem Zwischenfall: Als der
Aktuar von der Sakristanin verlangte, dass sie den blauen, mit Borten besetzten Rock,
den die Muttergottes über die Osterfeiertage trug, ausziehen sollte, widersetzte sich
diese und forderte den Aktuar auf, die Handlung selbst vorzunehmen, wenn er den
Rock haben wolle; sie traute sich nicht, es zu tun. Der Aktuar ließ daraufhin von
seinem Vorhaben ab79.

An Bargeld waren lediglich 28 fl. 35 x vorhanden. Das geschätzte Gesamtvermögen
stellte sich - wiederum optimistisch berechnet - etwas besser als in Gorheim

75 KovAcs, Joseph II. (wie Anm. 5), S. 8f.

76 StAS, Dep. 39, DS 1, R 78, Nr. 536 (Protokoll vom 1.-26.3.1782).

77 Chronik des Klosters Inzigkofen, Bd. III (wie Anm. 51), S. 378.

78 Winner, Klosteraufhebungen (wie Anm. 3), S. 87.

79 Chronik des Klosters Inzigkofen, Bd. III (wie Anm. 51), S. 376.

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