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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0092
Andreas Zekorn

Die Güter des Klosters Laiz wurden vorerst an den österreichischen Afterzoller in
Laiz, Philipp Schwab, verpachtet, der, nach den Worten Biermanns, als ungemein
reicher Mann gelte. Nur dieser hätte mit Mühe für die Pacht der Felder gewonnen
werden können, auf denen das Wild großen Schaden anrichte, die häufig überschwemmt
würden und auf denen hohe Steuern lasteten, weil die Sigmaringer
Landschaftskasse in großen schulden stecke'**. In dieser knappen Schilderung werden
zentrale Probleme angesprochen, mit denen die Landwirtschaft um Sigmaringen
konfrontiert war: zahlreiches Wildbret für die fürstliche Jagd, das die Felder schädigte
, und hohe Steuerlasten.

Als Verwalter, Administrator, der beiden aufgehobenen Klöster wurde der bereits
im Februar 1782 vorgeschlagene Schultheiß von Bingen, Michael Engel, eingesetzt,
der das Amt bis 1784 ausüben sollte. Bei dieser Besetzung war der Fürst wiederum
nicht beteiligt; die Vereidigung Engels erfolgte durch die vorderösterreichische
Regierung; ebenso trug Osterreich seine jährliche Besoldung in Höhen von 120 fl.
zuzüglich Tagegelder. Das Gehalt wurde zwar von den österreichischen Beamten als
ziemlich gering eingestuft, doch sei Engel der bemittelste Mann in der Gegend und
ziehe die Ehre dem Nutzen vor. Engel musste den landwirtschaftlichen Eigenbetrieb
der Klöster verwalten, sofern er nicht anderweitig verpachtet war95.

Das Schicksal der Archive und Bibliotheken der beiden Klöster war unterschiedlich
: Als von geringer Bedeutung schätzte der Aufhebungskommissar die Schriften
und Bücher des Klosters Laiz ein. Die Schriften bestanden, wie bemerkt, wohl im
Wesentlichen in Schenkungs- und Erwerbsurkunden. Diese sollten den künftigen
Käufern der Klostergüter ausgehändigt werden, weshalb sie versiegelt und dem
Klosterbeamten Michael Engel übergeben wurden, der sie in Gorheim im dortigen
Archiv vorläufig aufbewahren sollte. Die Bücher hingegen bestanden in alten und
heutigen tages nicht mehr ueblichen ... Schartecken9b. Die Bibliothek des Klosters
Gorheim jedoch überstellte man später der Universität Freiburg, wie es gemäß einer
Hofresolution vorgeschrieben war. Die Bibliothek umfasste 345 Werke vornehmlich
religiöser Natur, darunter Bücher von Abraham ä Santa Clara, aber auch geschichtliche
und juristische Literatur, wie die Reichskammergerichtsordnung von 1495, vier
Arzneibücher bzw. medizinische Werke, ein Buch über den Ursprung der Mineralwässer
, Abhandlungen zu Grammatik, Logik und Dialektik, philosophische Bücher,
darunter Aristoteles' De Natura, und einige allgemeinwissenschaftliche Nachschlagewerke
. Die Bücher waren zum Teil in Deutsch, zu einem großen Teil in Latein

94 StAS, Dep. 39, DS 1, R 78, Nr. 175 (10.9.1782).- Der Gastwirt (Johann) Philipp Schwab,
Schultheiß zu Laiz (StAS, Dep. 39, DS 1, R 78, Nr. 528; 24.2.1783; 27.9.1783), österreichischer
(After-) Zoller (ebd. 25.2.1783) und sein Sohn Joseph Anton zählten zu den reichsten Männern
am Ort, wie gerade die Aufkäufe von Gütern des Klosters Laiz belegen (s. u.). Ein Sohn war
Stadtpfarrer in Sigmaringen. Zur Sigmaringer Landschaftskasse: Zekorn, Konsens und Dissens
(wie Anm. 15), S. 198f.

95 StAS, Dep. 39, DS 1, R 78, Nr. 175 (30.3.1782); Nr. 176 (15.5.1782, 31.12.1789); Nr. 536
(26.3.1782).

96 StAS, Dep. 39, DS 1, R 78, Nr. 536 (26.3. u. 13.8.1782).

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