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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0122
Otto Werner

1. DIE SÄKULARISATION DES FRANZISKANERKLOSTERS ST LUZEN
1.1 DAS UNHEIL NAHT

Die Säkularisation vor 200 Jahren hatte geistesgeschichtliche, vor allem aber wirtschaftliche
Hintergründe. Von den geistesgeschichlichen Hintergründen wird anlässlich
der Landesausstellung 2003 in Bad Schussenried noch viel zu hören und zu lesen
sein. An dieser Stelle können dazu nur einige Stichworte genannt werden: Der Geist
der Aufklärung machte weder vor den kirchlichen Institutionen noch vor den
Klostermauern halt. Die Klosterfeindlichkeit in Frankreich11 und Osterreich war
zunächst eine faulige Frucht der Aufklärung. Kaiser Joseph II. hatte bereits im Jahr
1781 die Aufhebung aller kontemplativen Klöster verfügt: mehr als 700 (etwa 740)
Klöster wurden dadurch ausgelöscht12. Die Französische Revolution mit ihren Folgen
tat ein übriges13. Weil aber vor allem wirtschaftliche Hintergründe für das Wohl und
Wehe der Klöster maßgebend war, wollen wir zunächst die wirtschaftlichen Grundlagen
des Klosters St. Luzen in den Blick nehmen.

Die Franziskaner waren ein .klassischer' Bettelorden, dessen Angehörige aufgrund
des Gelübdes der Armut neben dem persönlichen auch den gemeinsamen Besitz
ablehnten und vom Erlös ihrer Arbeit und von Almosen (Bettel) lebten. Vom Franziskanerkloster
St. Luzen kann man sagen: Es hatte keinen Grundbesitz außerhalb
der Klostermauern. Innerhalb dieser stand die Klosterkirche14 mit dem allmählich
aufgelassenen früheren Pfarrfriedhof15 und das Klostergebäude mit einer kleinen
Brauerei (seit 1596)16. Innerhalb der Klostermauern lagen Gärten. Außerdem begabte
Graf Eitelfriedrich I. von Hohenzollern-Hechingen das Kloster mit Almosen17,

11 Im Ausgangsland der Aufklärung wurde 1766 unter Ludwig XV eine »Commission des
reguliers« zum Zweck der .Klosterreformierung' gegründet, was die Aufhebung von nahezu
400 Klöstern und Ordenshäusern zur Folge hatte.

12 Ziel des Josephinismus' war die Lösung der katholischen Kirche Österreichs von Rom,
Lösung der Orden von auswärtigen Ordensgeneralen, Unterdrückung und teilweise Auflösung
der kontemplativen Klöster, Erziehung des Klerus in staatlichen Generalseminaren,
Beschneidung von Wallfahrten und Prozessionen, Erlaubnis der Ehescheidung.

13 Jobanna Lanczkowski schreibt (in: Kleines Lexikon des Möchtums und der Orden. Stuttgart
1993. S. 29): „Bereits 1796 wurden in Belgien fast alle Klöster aufgelöst. Mit den französischen
Heeren griff diese klosterfeindliche Welle zunächst auf die linksrheinischen deutschen
Gebiete über: ein Dekret Napoleons I. vom 9. Juni 1802 vernichtete alle Klösier der Stadt Köln
und des Bistums Trier. Der Ausbreitung der Macht Napoleons und seiner Familie folgte die
Klosterliquidierung auf dem Fuße: [...]."

14 Uber die Klosterkirche St. Luzen liegt inzwischen die gründliche Magisterarbeit von
Thomas Stier: St. Luzen in Hechingen. Der Renaissancebau Eitelfriedrichs I. Zur Genese des
Bildprogramms und des ornamentalen Schmucks (Tübingen 2001) vor.

15 Der neue Pfarrfriedhof wurde im Jahr 1586 bei der neuen Pfarr- und Stiftskirche zu
Unserer Lieben Frau und St. Jakobus angelegt. - Otto Werner: Vom Kirchhof bei der
Hechinger Stiftskirche. In: Hohenzollerische Heimat 34 (1984) 9-10.

16 Maximilian Schaitel: Brauerei St. Luzen in Hechingen. In: Zollerheimat. 9. Jahrgang.
Januar, Februar, März 1940. S. 9 f.

17 Heinrichsperger (wie Anm. 9) S. 151-154. Abschnitt „Die Hilfsbereitschaft des Stifters".

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