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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0123
Die Säkularisation des Franziskanerklosters St. Luzen und des Kollegiatstifts St. Jakobus

die, wenn auch in bescheidenerem Umfang, selbst von seinen Nachfolgern gegeben
wurden. In geringem Umfang betrieben die Mönche Selbstversorgung, was sich
hauptsächlich auf gewisse handwerkliche Tätigkeiten bezog: Unter den Mönchen
(Fratres) gab es Gärtner18, Bierbrauer19, Schneider, Brombeerzüchter20, Schuster bzw.
Schuhmacher21, Schreiner, Bäcker22, Köche23. Sie hielten auch Schweine, um die Küchenabfälle
zu verwerten.

Einnahmen erzielten sie durch das Predigen und durch Aushilfen in der Seelsorge
der Pfarreien. Haupteinnahmequelle aber waren Almosen, die sie beim ,Terminieren'
durch den Terminarius bzw. die Collektoren24, also beim Almosensammeln, einheimsten
.

Die Aushilfe und das Terminieren waren bisweilen gefahrvoll: P. Sabbathinus
Sautter verirrte sich im Februar 1650 bei einem Schneetreiben auf der Alb und
erfror25. P Gumbertus Herz wurde am 18. Juli 1744 beim Terminieren in Laufen
erschlagen und in Lautlingen beerdigt26.

Nach einer Aufzeichnung zum Schematismus 1792 waren im Kloster St. Luzen
unter dem Guardian P Cunibert Magg 24 Patres, 4 Novizen und 7 Laienbrüder27.
Dies soll uns eine Vorstellung davon geben, wieviele Personen etwa von der Maßnahme
der Säkularisation des Klosters St. Luzen betroffen waren.

Der spätere bayerische Minister Maximilian von Montgelas hatte schon in dem
sogenannten »Ansbacher Memoire« vom 30. September 1796 geschrieben: Les ordres
mendiants devraient etre reformes tout äfait. (Die Bettelorden sollten ganz aufgehoben
werden.)28 Auf sein Betreiben hin - nunmehr als bayerischer Minister - wurde
jener § 35 in den Reichsdeputationshauptschluß eingefügt, der generell auch jene
(Männer-)Klöster und Stifte der Säkularisationsbefugnis der Landesherren unterwarf
. Bayern hat denn auch bereits 1802 in einer Art »Pilotprojekt« die Klöster der
Bettelorden aufgelöst.

18 Lat. sartor, sartorius, hortulanus.

19 Lat. cerevisiarius bzw. praxator.

20 Lat. ruepensis pomeranus.

21 Lat. sutor.

22 Lat. pistor.

23 Lat. coquus.

24 Lat. collector = Sammler.

25 Heinrichperger (wie Anm. 9) S. 191.

26 Ebd. S. 206. - ChH II. Hechingen 1906. S. 185. - ChH III Band I. Hechingen 1980. S. 155.

27 Konstantin Holl: Chronik der Stadtpfarrei Hechingen. I. Bd. Hechingen unter Fürstlicher
Herrschaft bis 1850. Handschriftlich. S. 348.

28 Eberhard Weis: Montgelas' innenpolitisches Reformprogramm. Das Ansbacher Memoire
für den Herzog [Max von Pfalz-Zweibrücken] vom 30.9.1796. Zeitschrift für bayerische
Landesgeschichte 33 (1970) S. 219-256. Die betreffende Stelle lautet übersetzt: „Die Abteien
und Konvente erfordern eine Reform, welche sie nützlicher für die Gesellschaft macht, als sie
es in der Vergangenheit gewesen sind. Die Bettelorden sollten ganz aufgelöst werden. Sie fallen
der Gesellschaft zur Last, indem sie auf deren Kosten leben und in ihr Unwissenheit und
Aberglauben erhalten".

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