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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0196
Otto Werner

2.2 DIE »KRITISCHEN« JAHRE
2.2.1 ANZAHL DER KANONIKATE

Zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert stand das Kollegiatstift nicht mehr in Blüte
. Zwar hatte Fürst Joseph Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen19 eine neue Stadt-
pfarr- und Stiftskirche erbauen lassen, doch das Kollegiatstift war personell schon
stark reduziert. Immerhin schrieb noch am 12. Juni 1802 das Konstanzer Ordinariat
an Stadtpfarrer Johann Friedrich Brodorotti: Fürst Hermann Friedrich Otto von
Hohenzollern-Hechingen20 habe mitgeteilt, daß er aus dem durch gute Haushaltung
vermehrten Fond des Kollegiatstifts ein drittes Kanonikat mit jährlich 400 Gulden
errichtet haben wolle. Bei zunehmender Anzahl der Angehörigen zur Pfarrei St.
Jakobus Hechingen und deren Filialen (Stetten und Beuren) würde die Seelsorge
durch ein drittes Kanonikat sehr befördert. Von Seiten des Ordinariats wäre man
ganz geneigt, bei den rühmlichen Absichtens Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht
mitzuwirken. Der Stadtpfarrer wolle dazu Stellung nehmen21.

Stadtpfarrer Brodorotti antwortete am 24. Juni 1802: Es seien nicht zwei, sondern
drei Kanonikate vorhanden, da auch der Stadtpfarrer ein Kanonikat innehabe. Seit
uralten Zeiten betrage die portio canonica 200 Gulden. Ex gratia Serenissimi stünden
aber die gegenwärtigen Canonici Müller und Grange etwas besser22.

Kanonikus Joseph Müller (geb. 1748 zu Forchheim in Franken) war als Jüngling in
den Karmeliterorden eingetreten und 1772 zum Priester geweiht worden, worauf er
im Karmeliterkloster zu Rottenburg a. N. als Prediger und Religionslehrer an der dortigen
Normalschule wirkte. Aus mehreren Gründen holte ihn Fürst Joseph Wilhelm
im Jahr 1782 nach Hechingen: Einmal war die Stelle eines Kanonikers durch den Tod
von Jakob Schönle am 4. Juli 1781 unbesetzt. Zum anderen hatte Fürst Joseph Wilhelm
im Jahr 1781 die allgemeine Schulpflicht eingeführt und konnte einen tüchtigen
Katecheten an der Stadtschule Hechingen brauchen. Letztlich stand die Vollendung
der neuen Pfarr- und Stiftskirche bevor, und Joseph Müller konnte die Orgel tüchtig
schlagen. So erwirkte Fürst Joseph Wilhelm im Jahr 1782 durch Pius VI. die Dispensierung
des Karmeliterpaters Jeremias (Müller) von den Ordensgelübden, und Joseph
Müller kam als Kanonikus, Religionslehrer und Organist an die Stiftskirche.

Der dritte Kanoniker Joseph Anton Grange (geb. 1759) war der Sohn eines Hechinger
Kaufmanns. Im Jahr 1787 empfing er die Priesterweihe. Zunächst war er
Vikar in Burladingen , dann von 1794-96 in Hechingen. 1796 hatte er an Stelle des als
Vikar nach Weilheim versetzten Franz Joseph Giegling dessen Kanonikat erhalten.

Doch zurück zum Jahr 1802 und zu der Antwort des Stadtpfarrers Brodorotti an
das Ordinariat in Konstanz. Brodorotti berichtete: Kanonikus Müller habe eine
eigene Stiftsbehausung inne, beziehe jährlich 6 Klafter Holz, aus Stiftsmitteln 200

19 Geb. am 12. November 1717 in Freiburg i. Br., Regierungszeit: 1750-1798, gest. am 9. April
1798 in Hechingen.

20 Geb. am 30. Juli 1751, Regierungszeit:1798-1810, gest. am2. November 1810 in Hechingen.

21 Holl (wie Anm. 9) S. 378.

22 Ebd. S. 379.

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