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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0335
Robert Frank

wärtige Priorin auf drei Jahre zu bestätigen und von einer Wahl abzusehen, „da sich
sehr wenige Subjecte [Klosterfrauen] zu dieser Stelle in Gruol vorfinden", seien
die Frauen „äußerst überrascht" gewesen. Also wurde nach fürstlicher Bewilligung
am 4. Aug. 1813 doch gewählt: Crescentia Varenschon aus Weißenhorn wurde mit
Stimmenmehrheit Priorin, Stellvertreterin (Subpriorin) Aloisia Kienle. Letztere wurde
bei der nächsten und letzten Wahl am 27. Okt. 1818 wieder Priorin.

2.16 Das Ende von Kloster Gruol

Dem Fürsten war an einem Weiterbestehen des Klosters Gruol nichts gelegen. Am
2. April 1824 gab die Regierung ihr Vorhaben auf, das Frauenkloster Gruol zu einem
Schulinstitut zu erheben. Man ließ den Konvent zwar „vorerst" fortbestehen, traf
aber für eine eventuelle Auflösung schon jetzt Vorsorge: „ Sollten wir in Folge der Zeit
wegen Auflösung des klösterlichen Verbandes zu verfügen veranlaßt werden, so
ertheilen wir sämtlichen Klosterindividuen schon vorläufig die Zusicherung, daß wir
für ihre anständige und lebenslängliche Sustentation [Unterhalt] Fürsorge treffen
wollen." Pfarrer Mercy ging oft ins Kloster, als er älter geworden war. Zuletzt lebte er
beinahe sechs Jahre gegen mäßiges Kostgeld im Kloster, nachdem Fidel Schnell 1819
Pfarrer von Gruol geworden war. Mercy starb am 1. Juli 1825 im Kloster, das er liebgewonnen
hatte, im Alter von 72 Jahren. Sein Sterbegeläute, welches jedes Herz in der
Gemeinde erschütterte, war zugleich die Todtenglocke des Klosters, das mit ihm seinen
letzten Beschützer verloren hattexi.

Schon zwei Jahre später, am 7. Sept. 1827, schrieb die Regierung in Sigmaringen an
das Rentamt in Haigerloch: In der Erwägung, daß der Frauen Convent zu Gruol bei
seinem verminderten Personalstande seiner Auflösung von selbst näher gerückt ist,
haben Sfeine] hoch fürstliche Durchlaucht diese Auflösung anzuordnen und für die
wenigen Kloster-Individuen angemeßen Fürsorge treffen zu laßen, gnädigst
beschloßen. In deßen Gemäßheit erhält das Fürstliche Rentamt den Auftrag, die
vorstehende höchste Entschließung dem Frauen-Convente in Gruol alsbald auf an-
gemeßene Weise zu eröfnen und gleichzeitig zu Aufnahme der Inventarien und
Einkommensberechnungen zu schreiten.

Dieses Schreiben aus Sigmaringen war an Zynismus und Sarkasmus nicht zu überbieten
. Nun war das Kloster an seiner Auflösung selbst schuld, weil sein Personalstand
„vermindert" war. Kein Wort wurde daran verloren, daß man mit dem Aufnahmestop
vom 11.1.1803 dieses schleichende Ende vorbereitet hatte.

Hofkammerrat Mock kam also am 5. Oktober 1827 vormittags als mit der Auflösung
des Klosters beauftragter Kommissar und verlas den Aufhebungsbeschluß
„ und fing sein Geschäft an. Er benahm sich sonst leutselig und bescheiden, that
bisweilen als höre und sehe er nicht. Das war sehr gut für die Klosterfrauen, die in
ihrer Bestürzung wenig Besinnung zeigten. Den 9ten Oktober war die Commission
mit der Aufnahme fertig" (Pfarrarchiv).

13 Johann Pfeiffer: Das Dominikanerkloster in Gruol. 1477-1827. In: Mitt. Hohenz. 20
(1886/87), S. 101-118.

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