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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0339
Robert Frank

banden. Ein Arm des Bache [Kanal der Oberen Mühle] ist absichtlich unter dem
Klostergebäude und durch den Konventgarten geleitet.

Das Klostergebäude, 97 Schuh lang [~ 27,79 m] und 56 Schuh breit [~ 16,04 mj,
enthält einen guten geräumigen Keller, nebst noch einigen kleinern Gemächern, Aufbewahrung
von Obst, Gemüse; im untern Stokwerke eine heizbare Gesindstube
nebst Einrichtung zum Baken, Branntweinbrennen und Mezgen. Im zweiten Stoke
sind das schöne helle Konventzimmer mit der schönsten Aussicht auf Gärten, Wiesen,
Felder und mit Wald bewachsenen Berge, sodann noch vier weitere heizbare Zimmer,
eine große helle Küche mit Speis- und noch einer weitern Kammer. Im dritten Stoke
sind 15 Zellen, und unter dem Tachwerke 7 Kammern, unter dem Kehlgebälke aber
2 große Fruchtböden.

Die Gärten, welche in Lust-, Küche-, Gras- und Baumgärten abgetheilt sind,
liegen nebst einer Wiese hinter den Gebäuden, auch ist in dem Konventgarten ein
Gartenhäuschen.

Wegen seiner Geräumigkeit, Bequemlichkeit und vorteilhaften Lage eignet sich
das Klostergebäude zu Betreibung eines jeden größeren Gewerbes oder einer Fabrik.
Die Aufstreichverhandlungen, bey welcher zugleich noch die näheren Bedingungen
eröfnet werden, wird Dienstag den 8. April d.J. in dem Orte Grul vorgehen. Vorläufig
wird bemerkt, daß die Kaufliebhaber Vermögens- und Leimuthszeugniße vorzuweisen
haben.

Nachdem bis zum 24. März 1828 noch keine Liebhaber das Kaufobjekt besichtigt
hatten, schrieb das Rentamt, dass man nicht umhin könne, als das Haus „auf Abbruch
" zu verkaufen, und die Gärten „getrennt und stückweise" zu verkaufen. Dies
wurde auch in die Wege geleitet, und man schätzte den Abbruchwert des Konventgebäudes
, dessen Dach 12000 Stück Ziegelplatten deckten, auf 804 fl 4 x. Der Wagenschopf
und das Holzmagazin sollten 77 fl bringen, der Hofraum und die Bauplätze
der beiden abgebrochenen Gebäude 150 fl.. Den erwarteten Einnahmen von 1031 fl
4 x standen für Abbruch und Schuttbeseitigung 190 fl Ausgaben gegenüber, so
daß 841 fl 4 x Erlös erwartet wurden. Das Klostergebäude samt Hof räum und
dem anstoßenden Garten wurde von der Heiligenpflege St. Klemens am 14. April
1828 für 905 fl auf Abbruch gekauft, weil man damit für den bevorstehenden
Kirchenneubau genügend Platz zur Verfügung hatte. Die Klosterscheune wurde
nicht auf Abbruch versteigert, sondern am Mittwoch, den 19. Aug. 1829 an den
Oberen Müller Schneider für 2 325 fl verkauft. Da sie nur auf 1100 fl geschätzt war,
wurde der Mehrerlös von 1225 fl zur Ausstattung einer Industrieschule (Handarbeit)
verwendet.

Um das Jahr 1833 wurde das Klostergebäude von der Heiligenpflege abgerissen
und mit den Steinen die Obere Kirche repariert. Die Heiligenpflege verkaufte später
den Platz des Klostergartens sowie einige Ruten vom Platz, auf dem das Klostergebäude
gestanden, an den Oberen Müller Schneider. Von Vorteil für die Gruoler
Bürger war, dass die Güter des Klosters nicht zu einem Hofe gemacht, sondern einzeln
verkauft wurden, wodurch sie zu größerem Grundbesitz gelangen konnten. Viele
Kunstschätze wurden verschleudert, aber Pfarrer Mercy hatte schon zuvor einen
großen Kelch mit drei Emaillemalereien erhalten, den er der Kirche schenkte, und der
noch erhalten ist. Die Weihnachtskrippe landete in Hedingen.

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